Thums Neuerwerbung, der Casalini Sulky SP50, wurde vor ein paar Tagen geliefert. Michael hat ein paar der grundlegenden Arbeiten gemacht, Ölwechsel, neue Reifen aufziehen und solche Dinge. Doch das heißt nicht, dass das Fahrzeug fertig sei.
Wer auch immer die Kiste in Italien gefahren ist, er wohnte scheinbar in einer ausgesprochen warmen Gegend. Denn die Heizung, die eigentlich serienmäßig zum Sulky gehört, glänzte durch vollständige Abwesenheit. Im Erzgebirge ist das natürlich völlig unbrauchbar, denn der Thum soll ja nicht als Tiefkühlkost enden.
Der Umstand, dass der Sulky auf Apetechnik basiert man die Sache natürlich einfacher. Denn der Sito-Auspuff mit Wärmetauscher für die 50er Ape lässt sich mit geringen Modifikationen problemlos einbauen.
So richtig gut funktioniert hat das dann allerdings nicht, denn die warme Luft wollte ihren Weg nicht in den Fahrgastraum finden. Ursache dafür war die völlig zerbröselte und alles verstopfende Innenisolation des originalen Heißluftrohres.
Die Lösung dafür war ein Verschnittstück der Heizungsschläuche aus dem Motorraum. Es passt genau an die Luftführung unter der Sitzbank. Eine saubere Lösung die für ordentliche Heizleistung sorgt.
Damit waren die heutigen Arbeiten aber noch nicht abgeschlossen. Denn zu einer ordentlichen Heizung gehört auch eine sinnvolle Dämmung. Die Motorhaube des Sulky ist letztlich nur ein Holzbrett, nicht wirklich ideal und darum schon ab Werk mit Schaumstoff gedämmt. Von diesem Schaumgummi war aber nicht sonderlich viel übrig. Also raus mit dem Deckel und neu dämmen.
Zunächst habe ich, um Gewicht rein zu bringen und den Deckel zu entklappern, ein Reststück Bautenschutzmatte an den Motordeckel geklammern.
Darüber kam dann eine selbstklebende (und zusätzlich angeklammerte) Motorhaubendämmmatte aus dem Autozubehör. Deren Ränder habe ich zudem mit Aluklebeband gegen eindringendes Wasser, Viecher und Ausfransen geschützt.
Vermutlich hat es in der gesamten Geschichte des Casalini Sulky noch nie einen besser gedämmten Motorraum gegeben. Im Innenraum ist es jetzt auf jeden Fall deutlich wärmer und leiser, also genau so wie es sein sollte.
Zum Feierabend ergab sich dann noch die Gelegenheit zu einem lustigen Gruppenfoto. Elenator und Sulky passen hervorragend zusammen, irgendwie.
Unter anderem war der Chokezug defekt. Michael hatte diesen noch getauscht, doch der neue Zug (aus der Ape 50) wollte einfach nicht im Chokehebel des Sulky halten. Grund dafür war einfach, dass die Zughülle nicht ausreichend vorgespannt war.
Eine Zugführungshülse von einer Vespa löste dieses Problem dadurch, dass sie die Zughülle künstlich verkürzt und so für die nötige Vorspannung sorgte. Jetzt funktioniert auch der Choke zuverlässig, was das Anlassen des Sulky deutlich vereinfacht.
Danach ging es darum den penetranten Benzingeruch im Innenraum zu beseitigen. Eine der Ursache dafür war der völlig versprödete Gummischlauch zum Tankstutzen.
An dieser Stelle ist eine gasdichte Verbindung nicht nur vorgeschrieben sondern auch wünschenswert. Etwas, das ohne ein Neuteil nicht mehr zu erreichen sein wird.
Der Tank ist eines der ganz wenigen Teile, die sich der Sulky nicht mit anderen Fahrzeugen teilt. Er ist speziell für die rechte Ecke im Kofferraum geformt und wird durch ein Loch im Wagenboden angeschlossen. Zudem ist er mit einer einzelnen Schraube fixiert. Diese Schraube zu lösen erforderte einen langen Kampf, aber irgendwann gaben Rost und Gammel auf. Vermutlich ist es das erste Mal seit 1990, dass der Tank das Fahrzeug verlassen hat.
Da ich schon dabei war, wollte ich natürlich das komplette Kraftstoffsystem des kleinen Italieners überarbeiten. Dazu zählt auch eine weitere Besonderheit, der elektromagnetische Benzinhahn. Dieser war bei Thums Sulky überbrückt und nicht an die Fahrzeugelektrik angeschlossen. Es lag also der Verdacht nahe, dass das Teil defekt sei. Zur Prüfung baut man es sinnvollerweise aus, was leider die Demontage der kompletten Heckverkleidung erfordert.
Auf der Werkbank war es dann möglich, das Teil zu prüfen. Tatsächlich funktioniert es einwandfrei. Ebenso die entsprechende Elektrik im Auto, warum das Teil deaktiviert wurde bleibt also ein Rätsel.
Immerhin war so die Gelegenheit, den einzigen echten Schaden in diesem Bereich zu beseitigen: einen Riss in der Stoßstangenecke.
Für solche Fälle sind Popnieten und Alublech natürlich noch immer die beste Lösung 😉
Blechseitig ist der Sulky in einen wahrhaft traumhaften Zustand. Zwei kleine, nur oberflächliche Anrostungen waren alles und schnell beseitigt.
Damit das so bleibt, gab es für das später nicht mehr zugängliche Heckblech gleich noch eine Ladung Karosserieschutzwachs. Wenn der neue Einfüllschlauch angekommen ist geht es weiter, bis dahin ist Zeit, den Tank auszuwaschen und äußerlich zu reinigen.
Eine Ape umschmeißen geht, erfordert aber sehr viel Dummheit oder Vorsatz. Die Gefahr mit einem normalen Roller in der Kurve wegzurutschen und auf die Fresse zu fallen ist erheblich größer. Der Sulky dürfte m.E. sogar noch stabiler fahren da er deutlich niedriger gebaut ist.
Was sind denn die Motivationen für den Umbau? Fahren ab 16, geringere Anforderungen an Führerschein, ...
Genau das. In der Anschaffung sind die Dinger halt sehr teuer, kennen aber so gut wie keinen Wertverlust und sind rotzbillig zu unterhalten. Der Besitzer des gezeigten will seinen über den 18. Geburtstag und den Erwerb von Klasse B hinaus fahren. Einfach weil der Elenator nicht viel schlechter fährt als ein normaler 500er aber einen Bruchteil der Unterhaltskosten (Versicherung) verursacht.
Über den Sulky habe ich schon länger nichts mehr geschrieben, nicht weil damit nichts passieren würde, sondern weil die Fortschritte nur langsam kommen. Letztlich ist an dem Fahrzeug ja nicht so arg viel zu tun, aber es sind eben alles Dinge, die nur langsam voranschreiten.
Zuletzt hatte ich die Heckstoßstange wieder angebaut und den Tank, mit neuen Leitungen und einem neuen Füllschlauch versehen, wieder eingebaut. Dummerweise ist dabei eines jener Dinge passiert, die bei alten Autos eben bisweilen passieren.
Nachdem der Tank eingebaut war und ein Probelauf des Motors problemlos funktioniert hat, brach plötzlich der Schlauchanschluss für den Benzinschlauch ab. Vermutlich hat der ausgehärtete Kunststoff beim Einbau einen Schlag gekriegt und die Vibrationen beim Probelauf haben ihm dann den Rest gegeben. Sehr ärgerlich, aber es passiert eben.
Bei einem weniger exotischen Fahrzeug würde ich in so einem Fall einen neuen Tank kaufen, doch das fällt bei einem solchen Exoten natürlich aus.Es gibt schlicht keine Tanks dafür und irgend ein anderes Teil passend machen ist zwar möglich, aber mehr Arbeit als den vorhandenen Tank reparieren.
Die Lösung ist in diesem Fall den alten Anschluss komplett entfernen und das Loch im Tank auszubohren. In diese neue Bohrung kann dann ein Ablaufstutzen aus dem Kartzubehör eingesetzt werden.
Normalerweise würde das schon reichen, denn dieser Anschluss ist dicht und benutzbar, aber um absolut sicher zu gehen, habe ich ihn zusätzlich noch mit Epoxydharz eingeklebt.
Somit sollten Vibrationsschäden in Zukunft absolut ausgeschlossen sein. Zudem kriecht das Harz in feinste Ritzen und verschließt jede eventuell vorhandene Undichtigkeit.
Das Harz braucht bei den momentanen Temperaturen allerdings einige Tage um vollständig auszuhärten und so entstehen eben Verzögerungen. Heute war es dann aber möglich, den Tank einzubauen und anzuschließen. Eine eher unspektakuläre Sache, die schnell erledigt war. Bei einer anschließenden kleinen Probefahrt zeigte sich dann, dass das überarbeitete Kraftstoffsystem tut was es soll.
Anschließend bekam der Sulky noch seine neuen Außenspiegel, Teile vom Lada Schiguli, die exakt in die originalen Anschraubpunkte passen.
Das ist jetzt nicht so überraschend, als der Lada ja ein Fiat Lizenzbau war und die Originalspiegel des Sulky von Fiat stammen.
Im Kern ist das Fahrzeug jetzt aber fertig, was nun noch fehlt sind Anpassungsarbeiten an die besonderen Bedürfnisse seines Besitzers, wann es damit weiter geht weiß ich aber ehrlich gesagt noch nicht.
ich hatte mir hier fast schon den Kopf zerbrochen…gut das es hier immer wieder Nachhaltiges zu lesen gibt
Sehr schöne Idee mit dem "Tankanschluss" bei dem kleinen roten Italiener, das kann ich ja fast eins zu 1 bei mir hier zu einem ähnlichen Problem übernehmen Gefällt mir sehr sehr gut!
Die gestrige Trocknungsaktion im Keller war sehr erfolgreich. Zwar war noch eine gewisse Restfeuchte im Raum, aber die war so gering, dass es möglich war die Fahrzeuge wieder zurück zu bringen.
Ich habe dann gleich die Gelegenheit genutzt, um die komplette Flotte auf Fahrbereitschaft zu prüfen. Tatsächlich tun alle Fahrzeuge was sie sollen, auch wenn vor der Saison natürlich noch der alljährliche Inspektionstag ansteht.
Bei den Oldtimern wird dieser dann wohl in drei Wochen stattfinden, damit diese dann rechtzeitig zum 01.04. zurück auf die Straße können. Das der Aprilanfang dieses Jahr auf das Osterwochenende fällt ist in diesem Zusammenhang sicher ganz praktisch.
Besonders gefreut hat mich aber, dass ich mich heute wieder der eigentlichen Arbeit widmen konnte. Nämlich Thums Sulky, der zur Zeit noch immer in der Werkstatt steht und darauf wartet, seine Bremsanlage zurück zu bekommen.
Am rechten Hinterrad hatte ich das Zeug schon vor einiger Zeit auseinander gebaut. Einfach weil niemand sicher wusste, was da genau drin steckt. Tatsächlich handelt es sich aber an der Hinterachse um eine ganz normale Ape 50 Bremse. Entsprechend schnell und einfach war hier alles erneuert.
Die Vorderradbremse ist dagegen etwas speziell. Es handelt sich auch hier um Bremsteile der Ape 50 für die Hinterachse, allerdings mit zwei Bremsbacken ohne Handbremsanschluss. Das ist insofern kein Problem, als es die Bremsbeläge der Ape nur Achsweise gibt, man also auf jeden Fall die nötigen Teile bekommt. Auch die Vorderradbremse war recht flott wieder beisammen.
Hinten links gab es dann aber doch Schwierigkeiten. Denn anders als auf der rechten Seite war hier alles ziemlich zusammengerostet. Radbremszylinder und Bremsleitung waren derart fest, dass ich sie am Fahrzeug nicht trennen konnte.
Die Lösung den Bremszylinder zusammen mit der Hartleitung auszubauen war dann aber zum Glück recht gut umsetzbar. Tatsächlich ließen sich die Teile dann am Schraubstock trennen, allerdings nicht ohne die Hartleitung zu zerstören, was eigentlich genau das war, was ich vermeiden wollte.
Das ist jetzt natürlich auch kein Drama, außer das Bördelgerät funktioniert nicht. Hier gibt es keine Alternative, also ist erstmal Baustopp und warten auf ein neues Bördelgerät angesagt. Bis dahin ist der kleine Italiener also wieder etwas "haltlos" was die Bremsensache angeht.
Nachdem die Bremsenbaustelle letzten nicht fertig zu machen war, einfach weil es am nötigen Werkzeug fehlte, ging es heute endlich weiter.
Das neue Bördelgerät ist wirklich super, so schnell und sauber war das mit dem alten nicht zu erledigen. Die Investition in gutes Werkzeug lohnt sich eben doch immer wieder.
Mit der neuen Bremsleitung war es dann kein allzu großes Problem die letzte Radbremse fertig zu machen. Was nun noch fehlt ist der neue Hauptbremszylinder, solange der nicht da ist geht eben nur die Handbremse. Aber immerhin geht diese, denn das war ja bisher auch nicht der Fall.
Zur Einstellung der Hinterradbremse reicht das aber schon und so habe ich zunächst eine vorsichtige Probefahrt auf dem Feldweg unternommen.
Ein kurzes Stück des Weges ist asphaltiert, hier lässt sich die Bremswirkung und prüfen. Auf dem Foto sieht es nicht so aus, aber die Handbremse malt zwei schön deutliche und gleich lange Striche auf den Boden. So soll das sein.
Der nächste Arbeitsschritt betraf dann die Radkappen für die Hinterräder (vorne ist keine vorgesehen). Diese sind spezifisch für den Sulky und entsprechend selten. Leider ist der Kunststoff nicht sonderlich gut gealtert und schäbig geworden. Das ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern wird früher oder Später auch zum Verlust der Kappen führen.
Darum habe ich die vorhandenen Risse zunächst mit Epoxy stabilisiert und dann die Radkappen grundiert. Die Idee ist, dass eine Lackierung eine gewisse Schutzwirkung für den Kunststoff hat und die Teile somit besser über die Zeit retten sollte. Außerdem sieht es deutlich besser aus.
Während die Grundierung trocknete habe ich dann im Innenraum des Sulky weiter gemacht. Der Lenker war vom Vorbesitzer ungünstig hoch gesetzt worden, was dazu führte, dass der Kupplungshebel bei vollem Einschlag die Windschutzscheibe berührte.
Sämtliche Fenster des Sulky sind aus Kunststoff und entsprechend kratzempfindlich. Auch darum konnte das unmöglich so bleiben. Um den Lenker wieder tiefer zu setzen musste ich ihn allerdings ausbauen, denn die Klemmschraube war dermaßen angeknallt worden, dass es unmöglich war sie nur leicht zu lockern.
Wenn man das dann schon soweit auseinander hat, dann bietet es sich an, gleich den kompletten Lenkkopf auszubauen und das Lager zu schmieren. Etwas, das hier in den letzten 30 Jahren ziemlich sicher nicht gemacht wurde.
Der Lenkkopf ist eines der vielen Spezialteile im Sulky. Es handelt sich dabei um ein Stück Ape-Gabel mit angeschweißtem Hebelarm. Denn die eigentliche Gabel ist beim Sulky so weit vorne, dass der Lenker nicht direkt daran montiert werden kann. Das Lenkkopflager entstammt ebenfalls der Ape 50, leider ist es die alte Version mit losen Kugeln was ein entsprechender Aufwand ist.
Die Gewinde im Klemmkloben und in der Lenkerschraube waren völlig überdehnt und mussten nachgeschnitten werden. Wie das halt so ist, wenn Gewaltmenschen ohne Sinn und Verstand an einem Fahrzeug schrauben.
Sinnvoll angezogen und in der richtigen Höhe ist der Lenker jetzt so ausgerichtet, dass der Kupplungshebel nicht mehr an die Scheibe knallt. Der Lebensdauer der Windschutzscheibe sollte das zugute kommen.
In der Zwischenzeit war dann auch die Grundierung auf den Radkappen getrocknet und der Decklack in passendem Rot konnte drauf. Das sollte dann doch deutlich besser aussehen, als brüchiger Krümelplast.
Nachdem ich zwischenzeitlich, dank Toms unschätzbarer Hilfe, die Bremsen zur Mitarbeit überreden konnte und auch sonst noch diverse Arbeiten nötig waren ist der Sulky jetzt soweit "fertig".
Noch steht er bei mir. Ein Zustand, der sich bald ändern wird, denn das Fahrzeug soll übernächste Woche in seine neue Heimat aufbrechen. Dafür muss natürlich alles perfekt passen.
Gestern stand darum der (hoffentlich) letzte größere Technikcheck auf dem Programm. Eigentlich sollte jetzt alles soweit passen, und der lustige kleine Kerl demnächst problemlos nach Hause fahren. Allerdings ist fertig natürlich immer ein relativer Begriff.
In seinem "neuen Leben" soll der Sulky nämlich auch als Rollstuhltransporter herhalten. Eine Rolle bei der es nicht wirklich optimal ist, dass der Treibstofftank ungeschützt im Kofferraum steht. Ursprünglich sollte hier einfach nur ein Stück Sperrholz als Tankschutz dienen, aber das erschien mir dann doch etwas arg krude.
Das war nun so eine Sache, bei der ich zunächst keine Ahnung hatte wie es ausgehen würde. Ein bisschen mit Pappschablonen rumspielen ist da immer ein guter Weg um eine Lösung zu finden.
So entstand dann, aus einer alten Schrankrückwand und etwas Holzabfall, eine Verkleidung, die den Tank komplett umschließt.
Das Teil lässt sich oben am Fensterrahmen an einer vorhandenen Bohrung verschrauben. Eine Lösung, die mir deutlich besser gefällt als ein simples Brett. Aber so roh sollte es dann auch nicht bleiben.
Etwas schwarze Farbe und ein Stück von einer alten Autofußmatte lassen das Teil gleich sehr viel stimmiger erscheinen.
Ein alter Besteckkasten, der aus unerfindlichen Gründen seit Jahren in der Werkstatt rumliegt, musste zuletzt auch noch dran glauben. Denn Platz ist wertvoll im Sulky und so sollte der Raum auf der Verkleidung nicht ungenutzt bleiben.
So eine Kleinkramablage im Kofferraum ist zweifellos praktisch.
Jetzt muss der Sulky aber noch beweisen, dass er wirklich zuverlässig läuft. Darum bin ich dann anschließend damit nach Hause gefahren. Die ersten 40km Überland hat er gut gemeistert, mal sehen was die nächsten Tage bringen werden.
slooowrider
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