Ich habe heute eine Email aus CZ bekommen. Aufgrund von Lieferproblemen wird es wohl noch ein paar Wochen dauern bis die Ersatzteile da sind. Aber das ist ja nicht so schlimm, auch weil mir der Händler angeboten hat, einen Teil der Versandkosten zu übernehmen um mich für die verlängerte Wartezeit zu entschädigen. Ganz ehrlich: So ein zuvorkommendes Verhalten würde ich mir von deutschen Rollerteileversendern auch mal wünschen.
Heute hat mich der Teilemann aus CZ angerufen (!) und sich nochmal hunderttausendmal entschuldigt. Er hat jetzt endlich alles für die Bestellung zusammen und es heute rausgeschickt, bald geht es also mit dem Moped weiter. Die Verzögerung hat aber auch ihr Gutes, denn so habe ich keine Versandkosten bezahlt und noch einen ordentlichen Preisnachlass bekommen.
Der Rest des Kurbeltriebs sieht dafür gut aus. Insofern bin ich optimistisch, dass der Motor nach der nächsten Teilelieferung laufen wird. Bleibt nur die Frage, wie lange es diesmal dauern wird bis die Ersatzteile den Weg aus Böhmen in meine Werkstatt gefunden haben.
Schön zu sehen, dass es hier weiter geht. War die Lagerbuchse wirklich axial schief eingedrückt und wie geht das? Oder nur radial verdreht? Laut Foto sieht sie so aus als wenn sie zu große Querkräfte abbekommen hätte.
"Wer Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird beides verlieren!" | © Benjamin Franklin
Radial verdreht. Die Buchse hat in Richtung zum Pleuelfuß hin eine Ölbohrung und in Richtung zum Kolben hin eine Ölfangtasche. Darum ist das Pleuelauge auch nicht perfekt rund, sondern leicht gestreckt. Sinn dahinter ist, dass durch einen Spalt zwischen Kolbenbolzen und Lagerbuchse Öl durch die Bohrung zwischen Buchse und Pleuelauge gedrückt wird. Die Ölfangtasche bildet dann einen "Puffer" zur zusätzlichen Schmierung. Bei solchen Gleitlagerpleueln ist das recht verbreitet. Diese Konstruktion ist allerdings relativ empfindlich gegen Mangelsmierung und minderwertiges Öl und zumindest zweiteres hat diese Kiste in der Vergangenheit definitiv erlebt.
Für mich sieht das so aus, als sei diese Buchse verdreht eingebaut worden, weshalb sie keine ausreichende Schmierung bekommen hat. Zudem ist das Pleuelauge auch nicht mehr so arg toll, aber noch ausreichend um damit zu fahren. Ich riskiere das einfach, denn eine neue Kurbelwelle einbauen will ich mir aktuell nicht antun, so ganz krass wäre es aber auch nicht, neue Kurbelwellen gibt es für knapp 30€. Die vorhandene läuft allerdings sehr schön in ihren Lagern und die WeDi dürften auch noch gut sein, denn gelaufen ist der Motor ja grundsätzlich recht ordentlich.
Kostentechnisch ist Jawaschrauben eh recht angenehm, die fehlenden Kleinteile habe ich jetzt für knapp 580 Kronen inkl. Versand geordert, das kostet bei manchen Rollern schon das Pleuellager alleine 😉
Natürlich wird es auch noch (mindestens ...) eine Bestellung von Ersatzteilen in CZ brauchen bis die Jawa "fertig" ist, denn bei der Montage treten natürlich immer neue Mängel zu Tage. So zum Beispiel der völlig marode Bowdenzug für den Dekompressor.


speedguru sagt
Die drei Motorbolzen sind alte M8 mit Schlüsselweite 14, darum habe ich sie weiter verwendet und nur mit neuen Muttern, natürlich auch Schlüsselweite 14
Ich hätte sonst nicht mehr ruhig schlafen können ...
"Sieht aus wie ein Fisch, bewegt sich wie ein Fisch, lenkt sich wie 'ne Kuh." (Douglas Adams)
Bei Tageslicht betrachtet (zum ersten Mal) habe ich jedoch keine weiteren Horrorsachen gefunden. Dass das Polrad mit einer Überlangen Schrauben befestigt ist, die der Montageheld dann noch am Polrad angeschweißt hat, hatte ich gestern schon gesehen. Ebenso den festgeschweißten Freilauf.
Auf den Ansaugstutzen gesteckt sollte dieser Vergaser einen sinnvollen Startversuch erlauben. Der völlig verrottete und zur Hälfte mit Dreck und den Überresten eines Mausenests (inkl. den sterblichen Überresten des letzten Mieters) gefüllte Tank jedoch nicht. Darum zog der saubere und volle Tank von Thums Jawa ersteinmal auf den Rahmen der Ruine um.
Zeit zu versuchen, ob Leben in der alten Lady aus Böhmen steckt.
Anschließend kam dann noch der Vergaser des Schlachters an seinen Platz zurück.
Vorher aber nochmal die Baustelle in ihrer vollen Pracht und Schönheit.
So wächst eben auch der Ersatzteilfundus für das Jawamoped langsam aber stetig.
Der Ball liegt aber trotzdem ersteinmal im Feld des tschechischen Lieferanten, wenn die bestellten Ersatzteile da sind kann es mit diesem Projekt weitergehen.


Was so ein kleines "Mofa" an Arbeit machen kann...
immer schade wenn solche Dorfdeppen ohne jeden Sinn und Verstand an Motoren und Kabelbaum rangehen, das was die in wenigen Minuten anrichten kann einen Wochen und Monate kosten um es wieder sauber hinzubekommen.
Ich hatte mal einen Gilera Runner, der Typ der ihn mir verkauft hat war so breit wie groß,so ein Naturbaumstamm, der hatte leider auch jede (!) Schraube so festgeknallt wie er ausgesehen hat. Blinker und Verkleidungen waren praktisch an jeder Nase gebrochen, die Schrauben von den Felgen z.B. waren schon verdreht, nahezu alle Gewinde waren defekt vom reinknallen, der Kabelbaum war überall verzwirbelt, verlötet, nicht isoliert, Kurzschlüsse... hab das Teil damals zum laufen gebracht, paar Nasen und Gewinde repariert ihn dann aber als Bastler für gutes Geld verkauft, keinen Mangel verschwiegen, aber so ein 18 jähriger wollte ihn unbedingt haben um ihn sich her zu richten, daher ziehe ich den Hut vor solchen Projekten, zumal es ja keine Standard Sachen sind wenn ich den Zylinder und seine Abdichtung sehe, sowas hab ich ja noch nie gehabt, hoffe du kriegst ihn hin!
Ich hab vor Jahren mal einen TPH (sehr billig) gekauft. Zu den zahlreichen Mängeln zählte ein riesiges Loch über dem Scheinwerfer in der Frontverkleidung. Ich hab den Verkäufer gefragt was da passiert sei. Antwort: "Da hob i den Plastikscheißendreck middam Homma eigschlong, aso konscht des Birndl leichter dauscha." Gerade die Bevölkerung ruraler Regionen hat da ihren Ruf teilweise durchaus zurecht weg, gerade hier in Bayern 😉
Du kannst davon ausgehen, dass gebrauchte Mofas und Mopeds (Roller aber auch) unterhalb einer gewissen Preisschwelle fast immer totgebastelt sind. Aber gut, den Teileträger hab ich gekauft weil es für 40€ sonst keinen laufenden Motor gibt und die restlichen Teile auch nicht schlecht zu haben sind.
Die Technik der Jawa entspricht weitgehend dem was in den 70er Jahren bei Mopeds dieser Bauweise üblich war. Zylinderkopfdichtungen bei luftgekühlten Zweitaktern sind eine relativ neue Sache, wirklich flächendeckend haben das die Roller der 90er Jahre eingeführt, bei den alten Kisten wird das normalerweise "trocken" zusammengebaut. Der Nebenkanal ist ein "Absaufschutz" den auch viele alte Zweitakter haben, das da ein O-Ring reinkommt ist auch nicht so exotisch, gibt aber auch Konstrukte die in diesem Bereich ohne auskommen. Außerdem habe ich mitlerweile in CZ div. gute Quellen für Infos und Ersatzteile aufgetan, insofern ist die Jawa ein relativ harmloses Schrauberobjekt. Oldtimer sind halt immer etwas anders und brauchen ihre Zeit 😉


für mich sehr exotisch habe noch nie an einem Mofa geschraubt.Wäre es nicht eine Option sich aus Dichtpappe selber eine Dichtung für den Zylinder zu schneiden?Wenn die Planflächen nagelneu sind kann ich mir vorstellen das es abdichtet aber das Zeug ist ja zig Jahre alt eventuell würde da eine Papierdichtung helfen oder nicht?
Theoretisch ja, allerdings setzt man damit eben auch den Zylinderkopf höher und reduziert die Verdichtung. Etwas worauf diese ohnehin schon sehr gering verdichteten Motoren sehr empfindlich reagieren. Letztlich macht man das darum nur dann, wenn man den Kopf anders überhaupt nicht mehr dicht bekommt. Eine Lösung die ebenfalls geht ist eine Abdichtung mit Bleischnur, also einem ganz dünnen Bleidraht der bei der Montage dann plattgedrückt wird und evtl. Spalten füllt, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Da ist allerdings das Problem, dass Bleischnur kaum noch zu bekommen ist. Besser ist es eine Dichtfläche zu planen bzw. abzuziehen.
Zusätzlich sollte man die Dichtflächen aufeinander einzuschleifen. Sprich mit Einschleifpaste (das Zeug, das bei Viertaktmotoren zum Einschleifen von Ventilen benutzt wird) bestreichen und langsam mit mildem Druck gegeneinander verdrehen. Dadurch bekommen die Oberflächen eine gleichmäßige auf die beiden Werkstücke angepasste Oberfläche. Das führt dazu, dass eine möglichst gasdichte Passung erreicht wird.
Beim Jawamotor wäre das sogar die einzige Möglichkeit, denn es gibt keine absolut Ebene Dichtfläche zwischen Zylinderblock und Kopf. Der Zylinderblock hat einen Kragen der in eine Nut am Kopf greift und dann abdichtet. Abziehen auf einer Glasplatte, wie man es normalerweise macht, ist in diesem Fall nicht möglich.
Ich glaube, zu der Thematik sollte ich mal einen Schraubertipp für den Blog schreiben, das ist in der reinen Theorie alles sehr sperrig, aber eigentlich nicht weiter schlimm. Eine große Kunst ist es nicht, ganz im Gegenteil, die Mechanik dieser alten Motoren ist i.d.R. deutlich einfacher zu beherrschen als die moderner Rollermotoren mit vergleichsweise hoher Leistungsausbeute und entsprechend geringen Toleranzen.
Wenn man wirklich verstehen will wie ein Zweitaktmotor arbeitet, sprich warum er eine Strömungsmaschine ist und keine Verdrängerpumpe wie ein Viertaktmotor, dann sollte man sich mal in so einen alten kolbengesteuerten Klotz reinarbeiten. Sind immer sehr spannende Projekte. Also nur zu 😉
slooowrider
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