Heute war Zeit den neuen Schlachter zur Werkstatt raus zu karren und zu versuchen, mit seiner Hilfe den guten Sunny zum Leben zu erwecken.
Falls sich noch jemand wundert, warum das Teil ein Teileträger ist:
So wie das Trittbrett sehen nahezu alle Metallteile am Fahrzeug aus. Flächig durchgerostet und verbogen, die Kiste hat in der Vergangenheit ziemlich krass Prügel bezogen, soviel steht fest.
Die wesentlichen Teile, also vor allem der Vergaser, haben das aber unbeschadet überstanden.
Interessant ist, dass die Mofaversion eine 50er Hauptdüse hat, vier Nummern kleiner als bei der 50km/h Variante. Das bestätigt wieder die Theorie eines geänderten Zylinders. Aber für mich ist das jetzt erstmal egal.
Trotzdem war es ein gutes Gefühl, den Roller wieder anständig zusammen zu bauen. Demnächst geht es also ans Feintuning, die letzten Schritte auf dem Weg zu einem tatsächlich fahrbereiten Sunny.


das kenne ich sooooo gut... wollte am Wochenende eine A7 Nadel verbauen, ich habe ca 30 Nadeln in meiner Sammelbox, aber rate mal welche nicht...
Noch schlimmer finde ich, wenn ich weiß das ich Teile habe, sie aber einfach nicht mehr finde... wird Zeit das ich mal die Werkstatt ausmiste und neu sortiere damit sowas nicht mehr passiert...
Schade übrigens ich fand den dunklen Sunny von der Optik sogar tatsächlich recht gelungen!!
Glaubst du echt das es an der Hautdüse liegt, der müsste doch eigentlich fast schon Aussetzer haben wenn die Düse deutlich zu mager ist, oder?Also wenn man z.B. das Gas aufreisst das er dann 1-2 sekunden einbricht... bin gespannt ob er mit einer größeren Düse ordentlich läuft!
Optisch ist der ganz nett. Mattschwarz und Orange geht halt immer. Aber das untere drittel ist halt mehr oder weniger vollständig Kompostiert. Die Karre ist komplett rotte, hat keine Papiere usw.
Die Hauptdüse alleine wir das Problem nicht sein, aber ohne sinnvolle Basis ist alles weitere auch sinnlos. Gemisch sollte so ungefähr passen, andererseits ist der Motor vom Layout her auch so, dass er nicht allzu empfindlich sein sollte. Auch weil der Vergaser genauso steinzeitlich ist wie der Rest. Nadel? Nebendüse? Bah, das ist alles viel zu modern 😉 Eine Spritzdüse und ein Flachschieber mit Klappenchoke, das langt. So fein abstimmen wie einen modernen Vergaser kannst du sowas eh nicht.
Der Plan ist jetzt erstmal, den "neuen" Vergaser mit der korrekten Düse bestücken und ordentlich reinigen, dann nochmal fahren und sehen wie es sich anlässt. ggf. auch nochmal die Zündung prüfen, gut möglich, dass da noch irgend ein Wurm drin ist.
Mit dem gesäuberten und ordentlich bedüsten Vergaser sowie einer Reinigung des Benzinhahns läuft der mattschwarze Schlachter richtig gut. Der Motor läuft kraftvoll und zieht richtig gut durch. Dummerweise steckt er in einem völlig abgehalfterten Wrack.
Es folgt also aus zwei mach eins. Der Schwarze ist nämlich ein Sunny der zweiten Generation, mit sehr vielen Unterschieden zum blauen. Die Motoren sind gleich, aber es gibt diverse Unterschiede in der Peripherie. Wie genau ich das lösen werde weiß ich noch nicht, aber es wird nochmal ein spannender Schraubertag darüber vergehen, soviel steht fest.
Das Polrad sitzt fest auf dem Stumpf, aber der Stumpf hat sich (vermutlich/sehr wahrscheinlich) in der Hubschreibe gedreht/gelockert bzw. tut das in minimalem Umfang noch immer. Das ist ein Phänomen das bei alten Motoren mit gepresster Kurbelwelle gelegentlich auftritt. Es gibt auch Konstruktionen die dafür besonders anfällig sind (Largeframe-Vespas und einige Zündapp Mofamotoren z.B.).
Da das Polrad ja den Zündzeitpunkt gibt, ob mechanisch oder elektronisch ist dabei egal, stimmt dieser dann nicht mehr bzw. wandert sogar. Gleichzeitig verändert sich der Schließwinkel (bzw. dessen Äquivalent bei einer kontaktlosen Zündung). Bei Einzylindern wie diesem hier ist dieser Begriff nicht ganz korrekt, eigentlich wäre Impulsbeginnwinkel richtig. Eben dem Winkelgrad bei dem der Geberimpuls für die Zündung beginnt. Bei beim Sunny sollte die Zündung 20° vor OT erfolgen, der Impuls muss aber etwas früher beginnen, ein Wert von 19,x sollte hier also messbar sein. Zum Anmessen braucht man ein gutes KFZ-Multimeter oder einen speziellen Motortester.
Letztlich ist die Schließwinkelmessung per Multimeter hier aber nur eine Gegenkontrolle für die Messung mit der Prüflampe. Bei einer simplen Zündung wie dieser muss das Ergebnis statisch sein, ein wandernder Wert deutet auf Probleme hin. Drehzahlkontrolle erfolgt dann mit zwei Instrumenten, einmal dem induktiven Drehzahlmesser am Hochspannungskabel und mit dem optischen am Polrad. Die Werte müssen nicht synchron, aber konstant sein. Ein konstant laufender Motor bedingt ja normalerweise ein konstant laufendes Polrad.
Eine in sich verdrehte Kurbelwelle ist letztlich ein fieser Fehler. Aber ja, ein Schlachtroller macht vieles erträglicher 😉
Vermutlich hat in beiden Fällen in der Vergangenheit jemand die Rohre für Drosseln gehalten. Sehr wahrscheinlich sind sie aber Beruhigerstrecken für die angesaugte Luft. Der Luftfilterkasten ist, laut Ersatzteilkatalog, bei Mofa und Mokick identisch.
Dieser "neue" Vergaser hat zudem einen Dichtungsring in der Aufnahme zum Ansaugstutzen. Ein Detail, dass bei den beiden bisher vorhandenen Vergasern ebenfalls fehlt.
Eingebaut ist übrigens auch hier eine Hauptdüse 50, also stammt der Vergaser wohl von einem Mofa. Zusätzlich verfügt dieses Exemplar über eine Nebendüse, sollte also feiner regulierbar sein.
Es bleibt also weiter spannend und es gibt scheinbar noch viel zu lernen.
Schritt ein war also zunächst das Entfernen des Kabelbaums und der kompletten Elektronik aus dem blauen Sunny. Selbst bei einem so simplen Fahrzeug ein ziemlich aufwändiger Eingriff.
Exakt das gleiche passierte anschließend mit dem schwarzen Roller. Dabei zeigte sich (erneut), dass dieser zwar extrem verrostet ist, aber insgesamt deutlich weniger verbastelt als der blaue.
Solange beide Roller noch beisammen waren, habe ich dann den "neuen" Kabelbaum im blauen Roller eingebaut und soweit verlegt, dass alles angeschlossen werden konnte.
Anschließend konnte dann bei beiden Rollern der Motor ausgebaut werden. Beim schwarzen Schlachter brach dabei der dünngerostete Hilfsrahmen einfach ab.
Der "neue" Motor kam dann direkt in den Rahmen des blauen Rollers. Somit sind nun alle guten Teile in einem Roller kombiniert. Denn insgesamt habe ich vom schwarzen noch ein paar andere Dinge übernommen. Zum Beispiel den Tank, denn der geschraubte Verschluss ist deutlich besser als der primitive Stöpsel der ersten Generation.
Anschließend ging es dann daran den Roller wieder zusammen zu bauen. Die Gummimatte auf dem Trittbrett bleibt erstmal weg, denn ich würde gerne das Blech darunter noch ordentlich sauber machen. Insgesamt braucht der Roller am Ende auf jeden Fall eine gründliche Reinigung.
Beim Zusammenbau ist natürlich auch Zeit, gewisse Gags und Flachwitze einzubauen.
Mit dem nahezu komplett montierten Roller war dann auch eine Probefahrt auf dem Feldweg hinter der Werkstatt möglich. Soweit passt alles, der Roller läuft gut und kräftig. Er springt sauber an und zieht richtig gut, hält perfektes Standgas. Allerdings ist in der Elektrik noch ein Wurm, denn das Licht geht nicht.
Bei der Rückfahrt in die Werkstatt gab es dann aber erstmal einen Rückschlag. In der Einfahrt ist eine Bodenwelle und an dieser gab es einen harten Schlag. Der zweite Ansaugstutzen ist gebrochen.
Diesmal ist er nicht quer gespalten, sondern das "Rohr" für den Vergaser ist abgerissen. Interessant ist, dass das an exakt der gleichen Stelle passiert ist wie schon der letzte Bruch.
Zum Glück hatte ich diesmal noch einen Ansaugstutzen, den des Originalmotors eben. Aber trotzdem ist es extrem ärgerlich, dass das rare Teil schon wieder hinüber ist. Ich hoffe, dass ich eine Reparaturmöglichkeit finden werde.
Eine weitere, kurze und extrem vorsichtige, Probefahrt, hat der Roller dann jedenfalls überstanden. So ganz traue ich der Sache aber noch nicht.
Das geht schon. Sintermetalldruck oder SLM (Selektives-Laserschmelzverfahren) liefert Metallteile in 1a Qualität die man direkt einbauen kann.
Über die Arbeit hätte ich da Kontakt zu einer Firma die das kann. Inkl. 3D-Scan des Musterteils kostet so ein Ansaugstutzen dann um die 2.500€. Also, nur zu 😉
Ich hoffe darum eher, dass das "neue" Federbein den rapiden Verbrauch an Ansaugstutzen beendet.
Es geistert die (unbestätigte) Zahl von knapp 2.000 Sunnys durchs Netz, die angeblich nach Deutschland importiert wurden. Wie viele davon noch existieren weiß wohl niemand genau, sonderlich viele sind es aber wohl nicht. Ich unterstelle mal, dass der Sunny hierzulande seltener ist als viele Vorkriegs-Oldtimer.
Bisher habe ich für meine Schlachter im Schnitt 75€ bezahlt. Kannste dir dann ja selber ausrechnen 😉
Was bei diesen Druckteilen so teuer ist, ist die Arbeit der Druckdatenerstellung. Da sitzt halt ein Spezialist ziemlich lange dran, auch bei einem so simplen Bauteil. Das lohnt sich darum nur bei sehr seltenen und gleichzeitig wertvollen Fahrzeugen (was der Sunny nicht ist) oder wenn du genug von den Dingern nimmst und damit die Kosten entsprechend verteilst. Aber das setzt dann halt auch voraus, dass es einen Markt für diese Teile gibt. Die Sunny-Scene ist aber doch eher elitär 😉
Das teuerste 3D-Druck-Teil das ich jemals in der Hand hatte war eine Gussvorlage für den Zylinderkopf eines Hispano-Suiza-Wagens aus den frühen 20er Jahren. Das Teil war letztlich "nur" ein mehrteiliger Plastiktrümmer, aber trotzdem einen deutlich sechsstelligen Betrag wert.
Ich hoffe jetzt einfach mal, dass mit dem längeren Federbein Ruhe ist. Im Übrigen ist das auch ein Punkt, in dem die Konstruktion die Nähe zur Vespa verrät:
So sieht der Ansaugstutzen einer Vespa PK aus, wenn er wegen eines kollabierten Federbeins der Karosserie zu nahe gekommen ist. Vorteil der PK ist aber, dass man die Dinger einfach kaufen kann.
slooowrider
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