Hallo,
hat jemand von Euch Erfahrung mit Dr. Pulley "Käseecken" in seinem Roller sammeln können?
Was man so liest im Web, sind alle vollauf davon begeistert. Bessere Beschleunigung, höhere Endgeschwindigkeit bei niederer Drehzahl und dazu noch einen niedrigeren Verbrauch. Toll!!
Aber stimmt das auch wirklich?
Gruß
Bernd
Chefe steht ja total auf die Dinger, ich persönlich halte nichts davon. Gut möglich, dass damit höhere Lebensdauer erreicht wird, aber die sonstigen Vorteile gehören ins Reich der Fabeln.
Um mit weniger Drehzahl schneller zu fahren muss die maximale Übersetzung des Rollers verlängert werden, was aber nur durch andere Fliehgewichte nicht geht. Wenn du aber die Übersetzung verlängerst, erhöht sich auch die zum Beschleunigen notwendige Energie. Sprich ohne Motortuning wird die Reuse nicht besser sondern schlechter Beschleunigen. Das ist etwas, dass die Mofatuner aus alten Zeiten kennen. Mit dem "schnellen" Ritzel lief die Karre zwar plötzlich 50, aber dummerweise fuhr einem an der Ampel Opa Winfried mit seinem uralten Gusseisenfahrrad von anno Adolf problemlos davon 😉 .
Das die Karre aber mit weniger Drehzahl auch weniger verbraucht ist auch klar, aber auch hier helfen andere Fliehgewichte nur dann, wenn die alten völlig fratze oder falsch waren.
Um ehrlich zu sein: ich halte die Dinger für einen riesigen Bullshit und rausgeworfenes Geld.
Was die Lebensdauer angeht:
Originalgewichte der div. Markenhersteller (OEM) kannst du im Schnitt 10.000km drin lassen, gute Zubehörteile (Malossi HT, Hebo, Polini) kosten in etwa das gleiche (~10€/Satz) und halten in etwa 15.000 bei Langstreckengebrauch auch mal 20.000km. Wichtig ist dabei, dass die Dinger reichlich gefettet (Wälzlagerfett) und nicht, wie oft empfohlen, furztrocken oder mit (beim ersten Anlassen abgeschleuderten und den Riemen ruinierenden) Silikonspray eingebaut werden.
Im Bereich Fuffis sind die Vorteile von den Käseecken wirklich überschaubar. Ich setze sie zwar ein, habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Fahrleistungen sich nicht unterscheiden. Jedenfalls nicht merklich für mich Grobmotoriker. Feinfühlige Menschen könnten vielleicht was "spüren". Ich denke ts1 hat da recht, dass alte abgenutze Rollen mit neuen Käseecken verglichen wurden. Außerdem neigen viele Menschen dazu das übermäßig zu rechtfertigen und zu loben, was sie gerade gekauft haben.
2 Vorteile sehe ich trotzdem. Die Lebensdauer ist hoch, dafür aber auch der Preis. Weiterhin ändert sich das Beschleunigungsverhalten von normalen Rollen, wenn sich der Durchmesser durch Abflachungen verändert. Das ist bei den Käseecken minimiert.
Ein riesiger Nachteil ist die Abstimmung mit Käseecken. Es gibt kein Abstimmset also muss man mindestens 3 verschiedene Sätze kaufen. Das ist wirklich teuer!
Bei größer motorisierten Fahrzeugen sieht das aber vielleicht schon wieder anders aus.
Hier die offiziellen Versprechen: http://www.pulley-sc.....ollen.html
"Wer Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird beides verlieren!" | © Benjamin Franklin
Während eine abgenutzte Rolle manchmal "nicht weiß", ob sie rollen oder rutschen soll
Die Rollen sind deshalb keine Rollen, da sie niemals rollen sondern IMMER rutschen. Der technisch korrekte Begriff lautet darum auch Gleitlauffliehgewicht.
Ich denke mal, wenn ich 10-15% leichtere original Rollen einbaue, würde die sich Beschleunigung auch verbessern.
Pauschal 10% leichter führt bei vielen Rollern bereits zu einem gefährlichen, über kurz oder lang (eher kurz) den Motor zerstörenden Überdrehen bei Höchstgeschwindigkeit. Klar zieht die Karre dann erstmal besser, aber frag nicht nach Verschleiß und Verbrauch, davon, dass die Höchstgeschwindigkeit nicht mehr erreicht wird ganz zu schweigen. Das ist ein ziemlich gefährlichen Spielchen, dass im Einzelfall sehr genau erwägt werden soll.
Außerdem sollen sie "ewig" halten, die Doktor Pullis.
Da stellt sich halt die Frage nach dem Nutzen. Den Variator hast du so oder so bei JEDER Inspektion draußen, die Ersparnis hier ist also Minimal. Den Vorteil sehe ich irgendwo nicht, zumal das "ewig halten" irgendwie erkauft sein muss. Wohl durch sehr hartes Mantelmaterial, bei den ich dann bedenken hätte, dass die billigen Gewichte den teuren Variator zerstören. Es fressen sich ja schon die normalen Gewichte mit der Zeit in die Kalotte.
Das ist eine Befürchtung, die ich letztens in der Werkstatt bestätigt bekommen habe. Ein Kunde kam mit nem 125er Liberty der keine Wurst mehr vom Teller zog. Tachostand knapp über 20k, Pulley Käseecken im Variator und selbiger so verschlissen wie normalerweise nach 50 bis 60k. Mit neuem Variator und mit ordentlichen Gewichten lief die Karre wieder vernünftig, war auch ein Schnäppchen, neuer Variator für den Hobel kostet nur um die 300€ (nein, das ist nicht ironisch gemeint, die Preise sehen da teilweise noch ganz anders aus wenns Originalteile sein sollen).
Letztendlich kann man nicht beweisen, dass es an den Gewichten lag, aber ich bin mir ziemlich sicher. Denn normalerweise halten diese Variatoren problemlos ein normales Rollerleben. Die aktuellen Piaggio-Chinafalschtakter sind was das angeht extrem solide. Laut Kundenaussage waren die Käseecken da von Anfang an drin. Der Roller war nebenbei knapp zwei Jahre alt, also wohl ne Langstreckenkarre.
Wie gesagt, ausprobieren muss das jeder selber, Experimente mit der Abstimmung sollte aber nur machen wer sich absolut sicher ist was er tut. Idealerweise macht man sowas eh auf dem Dynamometer, denn dann sieht man wirklich ob die Variomatik vernünftig arbeitet. Es ist ein komplexes, harmonisches System, an dem herumzupfuschen nur ganz selten sinnvoll ist.

Moin TS.
google mal auf asiatischen Seiten. Dann umrechnen. Die Pullys kosten nichts. Nur werden hier teuer angedreht. Und wenn ich einen 120000€ Roller fahren sind 0,08 cent echt nicht erwähnenswert. Die originalen kosten 7,00€.
"Dumm ist nur der, der zweimal über den gleichen Stein stolpert"

ts1 sagt
Ehrlich gesagt kann ich mit 120000€ Roller und 0.08 Cent wenig anfangen.
Moin,
der Unterschied zwischen den originalen und den Pulli war 0,08 Cent. Jetzt kam für mich aber noch das Porto da zu. das bezahlt ein Hersteller der eh schon in Asien bauen lässt nicht. Würde also rein rechnerisch den 12000 Euro ( oben ist mir eine Null zu viel gelungen, sorry) um 0,08 Cent verteuert oder aber billiger werden lassen.
Beim 50 ccm Motor ist es z.B. so das der ungedrosselt am besten läuft. Auch Verbrauch mäßig. Nun kommen aber all die Drosseln und ein 50 ccm Motor wird in seiner Leistung behindert.
Baue ich also bei einen optimalen Einstellungswert was um werde ich zwar schneller aber der Verschleiß steigt an anderer Stelle. Und wer mit den Pullis mehr Beschleunigung raus haut zahlt es über kurz oder lang mit einen neuen Hinterreifen.
"Dumm ist nur der, der zweimal über den gleichen Stein stolpert"
Jörg sagt
mehr Beschleunigung raus haut zahlt es über kurz oder lang mit einen neuen Hinterreifen.
Ähm, bei einem Fuffi??? Selbst wenn die Pulleys für eine minimal bessere Beschleunigung sorgen, dann in homöopathischen Dosen! Hier von einem Mehrverschleiß zu sprechen ist völlig übertrieben.
Warum denn das Schwarz-Weiß-Denken? Scheiße oder Gut, was anderes gibts nicht?
Gibt doch noch einen Mittelweg, welcher ein wenig differenzierter ist.
Ich denke, dass sie von den Fahrleistungen bei größeren Motoren etwas bringen können. Über die Lebensdauer braucht man nicht sprechen. Den Vorteil hat man mit denen.
Was aber um Dimensionen mehr bringt für die Fahrleistungen ist gescheites Abstimmen. Das ist immer noch das A und O.
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Trolle füttern ist eh nicht zielführend ...
Aber hier mal was zur Lebensdauer von Originalgewichten:
Die habe ich heute aus nem 94er TPH rausgepult. Laufleistung des Rollers knapp 60.000km, Variodeckel war nachweislich noch nie unten (Werkssiegel von Piaggio noch dran). Die Karre fuhr nebenbei völlig normal, vom Fahrverhalten her wäre niemandem aufgefallen, dass Gewichte und Riemen völlig verschlissen waren. Wer also krampfhaft sparen will, der kanns auch auf diese Weise tun.
Der Variator ist nebenbei noch innerhalb der Toleranzen, das Ding kann man problemlos weiterverwenden.
Soll jetzt nur zeigen, dass sich bei einem sauber abgestimmten Roller (was die alten TPH ab Werk waren) die Auswirkungen von Verschleiß an den Gewichten eher in Grenzen halten. Regelmäßich nachschaun und ggf. erneuern ist natürlich sinnvoller als es soweit auszureizen.
So war das auch gemeint, allerdings zeigen solche Bilder letztendlich auch, dass manches bei weitem nicht so heiß gegessen wie gekocht wird. Es ist eben durchaus möglich, dass auch das normale Material "ewig" hält, vorrausgesetzt man ist entsprechend schmerzfrei.
Wäre mal interessant, wie die Pulleys nach 60.000km in ner Nullwartungs-Knallgasreuse aussehen.
speedguru sagt
Wäre mal interessant, wie die Pulleys nach 60.000km in ner Nullwartungs-Knallgasreuse aussehen.
Stimmt, allerdings soll es Leute geben, die so einen Dauertest damit erfolgreich gefahren sind. Ich baue leider zu oft um, bevor ich solche Laufleistungen erreiche. 🙂
Eins kann ich nach der letzten Tour aber sagen ohne meinen Kurbeltrieb offen gehabt zu haben. Die Polini Speedcontrol scheint sich mit den Pulleys schlecht zu vertragen. Mehr werde ich sehen, wenn ich den Roller offen habe.
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Interessant wird das auf jeden Fall. Die SC ist aber eh ziemlich materialfühlig. Ich hab das Teil ja auch schon seit Äonen im Klingonenkreuzer laufen. Mit Polinigewichten ist alles fein, Malossi frisst sie auch, aber die von mir eigentlich bevorzugten (weil billigen und normalerweise haltbaren) Gewichte von Motoforce werden da drin regelrecht geshreddert. Eine sinnvolle Erklärung fällt mir dazu aber auch nicht ein.
slooowrider
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