Kennste Vespa?
Ja klar, Roller.
Ne, kein Roller.
Was dann? Ape?
Ne, auch nich. Moped!
Vespa Moped? Häää?
So in etwa reagieren die meisten nordlich der Alpen beheimateten Zeitgenossen, wenn die Rede auf das Bravo kommt. Ja, das Bravo, so hat es auch Piaggio seinerzeit offiziell in den deutschen Verkaufsprospekten formuliert. Ob es daran lag, dass wohl mehr deutschsprachige Prospekte gedruckt als Bravos verkauft wurden? Ist halt im Stammland von Kreidler, Zündapp und co. sehr schwierig.
Dabei, jetzt müssen die Kornwestheimer und Münchener Fans mal ganz stark sein, fährt die Karre um Welten schöner als die ganzen Knochenschüttler aus teutonischer Fabrikation. Genau darum, also der Seltenheit und des schönen fahrens wegen, wollte ich schon länger so ein Ding. Seit nem viertel Jahr steht jetzt auch eins bei mir rum. Frisch anerkannter Migrant vom Stiefel, kurz vor der Schwelle zur vollständigen Integration durch den grau bekittelten Sittenwächter.
Mehr Bilder folgen. Wer was über die bisherigen Arbeiten lesen will, ich habs in den Blog aufgenommen.
Früher waren bie uns die Vespa, Ciao und Bravo als Mädchenmoped verschrien. Wich weiß gar nicht mehr, warum. Mir gefällt sie, auch schon damals, sehr gut.
Gut finde ich auch, dass Du sie nicht restaurieren, sondern die Patina erhalten willst. Das hat mehr Charakter und sieht besser aus, als neuer Lack.
Viel Spaß damit!
Bernd
Hat das eigentlich eine Riemenautomatik, wie beim Roller?
Ja, in diesem Fall schon. Es gab die Dinger auch mit starrem Riemenantrieb (sog. Mono) und mit einem zweigang Schaltgetriebe, das dann aber auch einen Primärantrieb per (Zahn)Riemen hat. Die letzte Version ist aber vor allem etwas für Sammler, denn gut fahren tun die handgerissenen Bravos und Ciaos nicht.
Früher waren bie uns die Vespa, Ciao und Bravo als Mädchenmoped verschrien.
vermutlich weil die vermeintlich richtigen Kerle halt nicht kapieren, dass die Automatik dem Schaltgetriebe haushoch überlegen ist 😉
Sieht man auch hier, das Ding tanzt jeder originalen "langsamen" Kreidler und Zündapp fröhlich auf der Nase herum. Selbst die meisten 90er Jahre Zweitaktroller sehen nur das Auspuffrohr. Klar, das Bravo hat knapp 5PS und wiegt nur 65kg
Auf Deutsch: Die Karre geht wie sau, trotz absoluten Originalzustand ist ein Wheelie kein wirkliches Problem.
btw: ich hab mir als Jugendlicher nach einem einjährigen Intermezzo mit einem Herculesmofa (grausam) auch eine Vespa gekauft. Ganz bewusst weil damals eigentlich irgendwelche Schlitzaugenkettensägen angesagt waren, aber den Dingern konnte ich nie was abgewinnen. Ich war dann auch immer derjenige, der mit sauberer Hose und sauberen Händen in der Disco angekommen ist.
Gut finde ich auch, dass Du sie nicht restaurieren, sondern die Patina erhalten willst.
An der Stelle sei ein bisschen Klugscheißere verziehen:
Das Bravo IST restauriert. Denn das was hier gemacht wurde ist eine Restaurierung. Das was du meinst ist Renovieren, wird aber gerne verwechselt.
Einige grobe Abweichungen vom Originalzustand muss ich aber verschmerzen. Die Simsonfelge im Hinterrad tut genauso weh wie der falsche Spiegel und die Ciaopedale. Da muss in Zukunft noch etwas Teilesuche betrieben werden, aber im Grunde passt es.
Ich hab jetzt knapp 5 Jahre nach einer brauchbaren, erhaltungswürdigen Originalbravo gesucht. Die Dinger sind leider brachialst rar und was es gibt ist zu 99,99% total verkommen und/oder entstellt bzw. halt eine deutsche Mofaversion, was ich dann auch nicht haben muss.
Vielleicht gibts ja was in bella Italia. Oder im italienischen Ebay http://www.ebay.it/s.....8;_sacat=0 wo ich bei meinem SH125 immer gute Erfahrungen gemacht habe. Der wurde in Italien gebaut.
Beim Übersetzen hilft Tante Google.
Naja, das IST ein Italienimport 😉
Wir kriegen ja eh regelmäßig Material von dort, aber leider ist es bei den Vespamopeds ganz finster. Piaggio selber hat die Karren letztes Jahr ersatzlos aus dem Bestellsystem gestrichen. Was es gibt sind nur noch Restbestände, aber Bravotteile sind da nicht mehr darunter. Viele Details sind eben anders als bei den Ciao und SI, die es immer in größerer Zahl gegeben hat.
Mit der Simsonfelge kann man zur not aber eh leben (der Unterschied zum Originalteil ist hier nur die Stanzung der Herstellerkennung), korrekte Pedale wären aber nett, tauchen aber sicher auch irgendwann auf. Bei solchen Dingen lohnt sich die Suche bei italienischen Ebayauktionen imho auch nicht. Das ist eher was für echte Raritäten (die Monobank für meine Sfera kam aus Italien). Lustig ist ja, dass der lange arm der deutschen Zulassungsbehörden schon in den 80ern bis nach Pontedera reichte. Alle Bauteile haben eine KBA-Nummer, auch bei den italienischen Modellen. Der einzige echte Unterschied zwischen deutschen und italienischen Bravos war der Tacho, den gabs in Italien nur gegen Aufpreis, hierzulande war er serienmäßig. Meine ist und bleibt aber tacholos.
Eine rare Gelegenheit sich einen Jugendtraum zu verwirklichen. Die Mopeds und Mofas von Piaggio waren hierzulande zwar immer nur eine Randerscheinung, haben mir aber schon immer gefallen. Doch selbst hatte ich vorher noch nie eines, die Gelegenheit hatte sich einfach nicht geboten.


Das ist das Problem bei den wirklich alten Sachen, das Fahrwerk... bei der BWS fand ich das auch echt extrem unangenehm, von der Sitzbank bis zu der Gabel bei der man das Gefühl hat da wäre statt einer Feder einfach nur durchgängig Stahl verbaut, da vergehen einem längere Touren ganz schnell 🙂
Das Fahrwerk beim Bravo ist eigentlich super, italienisch halt. Sprich total überfedert und gleichzeitig unterdämpft, was zu einem sehr interessanten Fahrgefühl auf rauem Untergrund führt. Dafür kannst du halt mit 50km/h über einen schlafenden Polizisten kacheln ohne es zu merken, nachwippen tut das Moped aber zwei Tage später immer noch ... 😉 Das hat du bei den originalen Fahrwerken von Vespas auch so, die Cosa war eigentlich die erste Vespa die ab Werk sowas wie Straßenlage hatte, eine Eigenschaft die sich zum Glück an die modernen Baureihen weitervererbt hat.
Die Sitzbank wurde heute getestet und für gut, wenn auch nicht perfekt, befunden. Dazu aber später noch mehr.
Wie versprochen, hier noch ein bisschen mehr zum Bravo. Zunächsteinmal habe ich das Moped heute auf einer kleinen Tour, von der Werkstatt in einem "Genussbogen" zu mir nach Hause, ausgiebige probiert. Die Sitzbank ist deutlich besser als der alte Sattel, wenn auch nicht perfekt. Im Gegensatz zum Sattel schnürt mir die Sitzbank nicht das Blut in den Beinen ab und ich kann auch längere Zeit damit fahren, das Ziel dieses Umbaus ist also schonmal erreicht.
Außerdem habe ich das versprochene Einführungsvideo zum Bravo im Youtube-Kanal hochgeladen. Wer sich dafür also noch interessiert, bitte schön:
slooowrider
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