Langsam wirds zeit sich über den Jahresurlaub Gedanken zu machen und ich habe vor einigen Tagen mit meinem Boss eingehend darüber gesprochen, wann ich mich dieses Jahr gepflegt vom Acker machen kann. Die Zeit vom 1. bis 12. August gehört mit absoluter Sicherheit mir. Sehr gut, aber wws stelle ich damit an?
Nun, erste Überlegungen gingen in die Richtung, mit der Ape nach England zu fahren oder eine Rollertour durch Franzakistan anzuzetteln, beides hat seinen Reiz, aber dann überkam mich die Erinnerung an ein Versprechen, dass ich einer alten Freundin vor Jahren gegeben habe.
Einige von euch kennen diese Freundin. Sie erblickte im Jahre 1976 im schönen Graz das Licht der Welt, wurde aber schon kurz nach diesem Denkwürdigen Ereignis nach Süddeutschland verschleppt. Dort hängt sie seither fest und zu ihrem 40. würde sie wohl gerne mal ihre Heimatstadt wiedersehen. Der volle Name dieser Freundin ist etwas sperrig und lautet: Steyr-Austro Daimler-Magna-Puch X30 NL2G, kurzgesagt: es ist niemand geringeres gemeint als mein treues, altes Pucherl.
Um es für die Unwissenden unter Euch richtig zu stellen: Es handelt sich hierbei um ein Mofa, an der Kette reißt ein brachiales dreiviertel einer Pferdestärke, sortiert von zwei Gängen und mühsam beherrscht von zwei Einbacken-Trommelbremsen. Höchstgeschwindigkeit: 25km/h (tatsächlich ist dies das einzige nicht frisierte Zweirad in meiner Garage ...). Es wird also eine weite Reise, denn Graz ist sportliche ~460km von Regensburg entfernt.
https://www.google.d.....b1!3e0!5i1
Von der Domstadt über Straubing und Eggenfelden nach Simbach am Inn, dann über den Fluß und Braunau ist erreicht. Von dort nach Mattighofen (wo andere, viel schnellere, orange Zweiräder herkommen) und an den Mondsee. Quer durchs Salzkammergut (mit verdammt hohen Bergen die den Weg verstellen) nach Bad Ischl. Von da aus dann einen möglichst ebenerdigen Weg nach St. Johann am Tauern suchen und weiter nach Graz, das ist jetzt erstmal so der grobe Schlachtplan.
Gleich vorweg: hat von den Nicht-Norwegern hier jemand Zeit und ist irre genug mitzukommen?
Vor das Reisen haben die Götter bekanntlich das Schrauben gesetzt. Darum habe ich mich heute, neben den Lackierarbeiten an der Sfera, mal auf das Pucherl gestürzt.
Ein weiteres Problem das mich beschäftigt ist: wohin zur Hölle mit dem Gepäck? Die Satteltaschen sind ja schön und gut, aber Reisegepäck für eine wenigstens anderthalb Wochen dauernde Tour? Das bringe ich da beim besten Willen nicht rein.
Einen Anhänger mitschleifen ginge, immerhin hat das Mofa eine Anhängerkupplung, aber das will ich weder mir noch der prähistorischen Mechanik antun. Also muss ich an dieser Stelle noch was erfinden, denn wilde Umbauten sind nicht, dazu ist das Fahrzeug zu historisch und wertvoll (und auch historisch-wertvoll).
Problem zwei:
Der Sattel, ohnehin kein Originalteil, wurde von einem besonders grausamen Folterknecht entworfen. Eine Stunde auf dem Ding ist unbequem, zwei Stunden schmerzhaft, alles darüber qualifiziert sich als Menschenrechtsverletzung. Da muss auch was geschehen, wahrscheinlich per Griff ins Puchregal. Angeblich soll der Sattel der DS50 passen, das werde ich auf jeden Fall herausfinden.
Falls da aber jemand Ideen und Anregungen hat: nur her damit, ich bin für alles offen ...
Moin,
beim Gepäck hilft nur abspecken. Evtl. auf Zelt und Co verzichten und in Pensionen übernachten. Dann kommst Du mit 2 Satteltaschen aus. Auf unseren Elberadweg Touren haben mir meine 2 Satteltaschen für eine Woche gut gereicht. Aber Ihr nehmt ja eh viel zu viel Gedöns mit.
Geile Idee, aber Du solltest vorher noch etwas trainieren damit Du bergauf mittreten kannst.
Auf den Reisebericht freue ich mich schon jetzt.
Viele Grüße!
Scarabeo
Der im wahren Leben Norbert gerufen wird
Moin Moin!
Also mit den Packtaschen kann dir das hier helfen.
http://www.mein-tran.....eltasche_1
Und auf den Satel noch ein bischen Schaumstoff und neu beziehne und los geht die fahrt.
Und vorne dann noch das hier dran
http://www.fahrrad-r.....ts_id=8709
Grüße Olaf
Moin,
die zwei Packtaschen und die Fläche auf dem Gepäckträger reichen. Nimm ein Bikerzelt , 800g (Alugestänge), Bei der Wäsche reichen auch 3 Garnituren. Jeder Campingplatz (das haben die Wildcamper vergessen) verfügt über Waschbecken und Waschmaschinen. Abend durchspülen auf eine Leine zwischen Zelt und Moped trocknen. Fertig
2 Handtücher ebenfalls aus Synthetik trocknen schneller als du das Zelt abbauen kannst.
Auf dem Jakobsweg hatte ich 16 Kg Gepäck. Bin weder verhungert noch verdurstet.
"Dumm ist nur der, der zweimal über den gleichen Stein stolpert"
Moin Dude,
nein nicht mit dem Roller. Sondern mit 4 paar Schuhe. Und zwar zur Außerdienststellung meiner einer. Und da ich ja bei der Bundeswehr das " Wandern" gelernt habe ging das auch per Füße zurück. Waren 408 Tage Startpunkt war damals die noch vorhandene Kaserne in Stade
"Dumm ist nur der, der zweimal über den gleichen Stein stolpert"
lammfell oder gelpad aus dem reitsport zum über den sattel legen
mein Arsch hat ungefähr die 10.000fache Fläche des Sattels, das bringt also nix
Der Sattel, irgend ein nicht originales Trumm aus dem Zubehör, fliegt vor der Tour in den Müll. Das mit dem DS50-Sattel sollte wirklich gehen, vor allem ohne irgendwas dauerhaft verändern zu müssen. Einzig den Platz auf dem Gepäckträger dürfte das Teil ziemlich beschneiden. Ich muss da mal mit Heinz Liedl reden, der hat zur Zeit eh die Kupplung.
http://www.puch-ersa.....s50l-ds50v
Alternativ halt den Sattel der Maxi Plus, der auch dem Originalteil sehr nahe kommt.
http://www.puch-ersa.....z-1-sitzig
der letzte original X30-Sattel den ich gesehen habe, ging, mit völlig verfetztem Bezug, bei eBay übrigens für knapp 300€ über den Tisch
auf Zelt und Co verzichten
also auf jeglichen Spaß verzichten? dann kann ich gleich zu Hause bleiben ...
Geile Idee, aber Du solltest vorher noch etwas trainieren damit Du bergauf mittreten kannst.
lt. Werksunterlagen beträgt die max. Steigfähigkeit der X30 ohne Pedalunterstützung 21%, bei 2,5km/h (kein Witz, das steht da wirklich)
Vergiss nicht: die Karee stammt aus Ösiland, wo zur damaligen Zeit ein Fahrzeug wenigstens 18% Steigfähigkeit haben musste um überhaupt zulassungsfähig zu sein. Am Berg zieht die jeder Hercules oder Zündapp spielend weg.
Fahrradtaschen gehen nicht, die hauen dir die zwei (!) Laufketten kaputt. Die Taschen auf dem Foto oben haben genau eine Ausfahrt lang gehalten, aktuell ist eine Originaltasche von Puch dran, die aber zu klein ist. Wird wohl auf ein Topcase hinauslaufen. Alternative wären noch Abstandshalter für die Taschen, da scheidet eine Onlinebestellung aber aus, das muss ich vorher gesehen haben.
Frontträger fällt ebenfalls flach da nicht ohne Umbauten montierbar. Das Fahrzeug ist lt. Versicherungsgutachten ca. 8.000€ wert, da wird nix dran verfusselt! Immerhin reden wir hier über das vermutlich einzig überlebende Exemplar seiner Baureihe hierzulande.
Eine Kuriosität sollte ich vllt. noch erwähnen. Das Leergewicht liegt lt. Betriebserlaubnis bei 55kg, was ungefähr stimmen dürfte. Das Zulässige Gesamtgewicht bei 56kg. Überladung ist also keinesfalls zu vermeiden ...
Leine zwischen Zelt und Moped
und am nächsten Morgen liegt die Karre aufm gesicht ... kannste bei dem Ding knicken
Ich hab jetzt mal die grobe Route ausgebrütet:
Anreise:
Tag 1:
Regensburg Wiesent Parkstetten Bogen
Mariaposching Metten Deggendorf Hengersberg
Iggensbach Winzer Hofkirchen Vilshofen an der Donau
Passau
~140km
Tag 2:
Passau Neuburg Neuhaus (am Inn) Allerheiligen
St. Florian Allerding Reischenbach Riedau
Stritzling Gölding Wels Sattledt
Maidorf Inzersdorf Frauenstein St. Pankraz
Liezen
~170km
Tag 3:
Liezen St. Georgen Trieben Hohentauern
Möderbrugg Judenburg Weißkirchen Köflach
Graz
~120km
====
Rückfahrt:
Tag 1:
Graz Köflach Weißkirchen Judenburg
Murau
~140km
Tag 2:
Murau Obertauern St. Martin (Tennengebirge)
Gosau Bad Goisern
~150km
Tag 3:
Bad Goisern Bad Ischl St. Gilgen Mondsee
Straßwalchen Mattighofen Braunau Eggenfelden
~140km
Tag 4:
Eggelfelden Falkenberg Reisbach Dingolfing
Ergoldsbach Hagelstadt Regensburg
~120km
Davon ausgehend, dass ich gerne das Puchmuseum ansehen würde, neige ich dazu, am 2. August (Dienstag) loszufahren, dann wäre ich am 4. (Donnerstag) in Graz und könnte das Museum am Freitag besuchen.
http://www.johannpuc.....museum.at/
In Graz werde ich wohl zwei oder drei Tage bleiben bevor es auf die Rückreise geht. Hängt auch davon ab, wie gut sich das Mofa schlägt. Die KM-Schätzung ist jetzt sehr vorsichtig und geht von 15km/h Durchschnitt auf der Ebene aus, sieht also max. 10h tägliche Fahrzeit vor. Tag 2 und 3 der Anreise sind entsprechend gestaltet, dass man das ggf. etwas schieben kann. Mehr als 10h am Tag auf dem Hobel will ich mir echt nicht geben ...
Hohentauern wirst du mittreten müssen
lt. Streckenprofil eigentlich nicht ...
ist alles unter 21% lt. Straßenverzeichnis ... von Temporekorden war eh nie die Rede ... nebenbei: das Mofa hat keinen Freilauf, mittreten bei laufendem Motor ist somit ohnehin unmöglich (außer du stehst auf gebrochene Knöchel).
ich kannte bisher in der Ausführung nur die Maxi, und die ging bei 50ccm schon an die 55 KMh.
Die Maxi gab es in fast 800 verschiedenen Typvarianten. Primär als Mofa 25km/h und Moped 50km/h aber auch als Mokick (ohne Pedale) und Maxi Super mit 80ccm und knapp 90km/h Topspeed (nicht in Europa). Das einzige Gleichteil zwischen Maxi und X30 ist aber das Sattelrohr, das ist eine völlig andere Baureihe. Grundsätzlich hat Puch bei jedem Modell mehr oder weniger mit einem weißen Blatt Papier angefangen, es gibt unglaublich wenig Gleichteile unter den Baureihen, die Fertigungstiefe bei Puch war so extrem, dass sowas problemlos möglich war.
X30 wurde von 1976 bis 1988 gebaut, dabei als X30 NL (meine Version) ohne Freilauf nur 1976. Ab 1977 gab es dann die X30 S und C, wobei S das Grundmodell und C eine "Luxusverision" bezeichnet. Lt. Betriebserlaubnis sind das zwar immer noch NL, diese C und S Fahrzeuge haben aber einen völlig anderen Motor mit Freilauf.
Von der X30 gab es auch keine Mopedversion. Es gab noch die namensverwante X50 (als Moped und Mofa), die jedoch technisch mit der X30 nichts zu tun hat.
Theoretisch könnte man meine X30 schneller machen, wenn man den Motor einer Maxi einbaut. Dieser würde grundsätzlich in den Rahmen passen, allerdings nur wenn man auch das Hinterrad der Maxi übernimmt. Dieses hat das Treibkettenrad auf der anderen Seite. Dafür gäbe es dann auch eine recht beeindruckende Auswahl an Tuningteilen. Aufgrund der langen Bauzeit (1968 bis 2007 (!) ) und der hohen Stückzahlen (lt. Puchclub fast 2mio Stück, quer über alle Baureihen) ist die Maxi ja immer noch eines der verbreitetsten Mofas. Speziell in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden wo wohl die meisten verkauft wurden. Maxi Super tauchen bisweilen in den USA und GB auf. Hier gibt es auch eine kleine Kuriosität: das Moped das Tobey Maguire in der Anfangsszene von Spiderman fährt ist eine solche Maxi Super.
Das Mofa (MOtorisiertes FAhrrad) ist in Deutschland ein historischer Sonderfall. Ursprünglich ist es eine Erfindung der 20er Jahre, als es Motoren gab, die an vorhandene Fahrräder montiert und, sofern sie nicht mehr als 98ccm hatte, ohne Führerschein und Versicherung gefahren werden durften. Mit diesen Dingen gab es extrem viele Unfälle (einige erreichten beachtliche Geschwindigkeiten, denen Rahmen und Bremsen der Fahrräder nicht gewachsen waren), weshalb sie in den 30ern verboten wurden. Abgelöst wurden sie durch speziell entwickelte Motorräder die Tretkurbeln haben und einsitzig sein mussten. Die Geschwindigkeit war immernoch unbegrenzt und die Teile waren nachwievo führerschein- und versicherungsfrei.
Nach den Krieg wurde diese Formel einige Zeit beibehalten, bis dann in den 50ern die Begrenzung auf 50ccm und 25km/h kam. Dabei ist es bis heute geblieben, nur die Pflicht, dass die Fahrzeuge Tretkurbeln haben mussten, fiel in den 80er Jahren weg. Mofas sind per Definition bis heute führerscheinfrei (es wird nur eine Prüfbescheinigung benötigt) und müssen nur ein Versicherungskennzeichen haben.
Tatsächlich ist die X30 aber auch in Österreich als 25km/h Mofa angeboten worden. Der Puchclub Österreich weiß nach meinem Kenntnisstand von zwei solchen Fahrzeugen in Österreich. Eines steht bei einem privaten Sammler, das andere ist in Graz im Puchmuseum.
Aber jetzt mal was konkretes zu meiner X30:
Der Grund für das Kupplungsproblem ist gefunden. Wie vermutet ist es die Bronzebuchse, die als Gleitlager für den Kupplungskrob dient. Diese Buchse habe ich jetzt an eine mechanische Werkstatt rausgeschickt um eine neue Buchse anfertigen zu lassen. Damit sollte dann, hoffentlich, das Kupplungsproblem gelöst sein.
Die Sattelfrage ist noch nicht ganz geklärt. Derzeit schwanke ich zwischen zwei möglichen Lösungen:
http://www.puchshop......delle.html
Das Teil kommt dem Originalteil der X30 opisch sehr nahe, ist aber nicht original. Dafür sieht es bequem aus.
http://www.puchshop......eiste.html
Das Teil ist ein sehr genauer Nachbau des Originalteils für die X30 der zweiten Serie. Es unterscheidet sich bei der Nabung des Bezugs vom Original, aber damit kann ich ggf. leben. Wie bequem die Dinger sind, keine Ahnung, aber es juckt mich sehr in den Fingern einen zu bestellen.
slooowrider
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