5. Tagebuch (Abenteuer Südeuropa, 5300km, 19Tage, 50ccm, 2013)

10. Tag: (Galičica-Park – unbekannte Schönheit?)
Wir standen um 0700 auf und frühstückten aus unserem Vorrat. Nun ging es in die Stadt die Roller putzen. So dreckig kann man nicht weiterfahren. Etwas leichtsinnig ließen wir unser Gepäck auf der versteckten Wiese.

Rollertour2013-Tag010-001Lavazh heißt wohl soviel wie Wäsche. Man stellt sein Fahrzeug dort ab und ein Hannes putzt es einem dann. Nach dem Einkaufsbummel kommt man zurück und das Auto ist geputzt.
Wir beschleunigten das etwas, indem wir selbst mit dem Hochdruckreiniger die Roller und Taschen abstrahlten.
Zurück an der Wiese sattelten wir um 1000 auf und fuhren Richtung Süden zum Ohrid-See. Ich war hundemüde, so müde dass es sehr anstrengend war und mir auf die Stimmung schlug. Ich war recht unleidlich, nochmals ein Entschuldigung an meinen sehr geduldigen Mitfahrer! 🙂
Kaum waren wir gestartet fuhren wir über die Grenze nach „Mazedonien“ und bekamen wieder Stempel in die Pässe. Und noch ein Land mehr befahren. 🙂

Rollertour2013-Tag010-002Die Crn Drim, übersetzt der Schwarze Hirsch. Komischer Name für einen türkis-blauen Fluss. Dieser fließt unaufhörlich in den Ohrid-See und versorgt diesen mit frischem Wasser. Wir folgten seinem Lauf längere Zeit.
In „Ohrid-Stadt“ angekommen tankten wir und machten Essenspause am Kies-Strand. Hiernach wollten wir über den „
Galičica-Sattel“ mit 1564m. Dieser führt vom „Ohrid-See“ zum „Prespa-See„, über den dazwischenliegenden Höhenzug namens „Galičica-Gebirge„.
Serpentine um Serpentine ging es bergauf bis Björn hinter mir laut hupend fuchtelte. Ich hatte ein Schild „Sightseeing-Point“ übersehen, gut das Björn aufpasste.

Rollertour2013-Tag010-003So eine Aussicht hatte keiner erwartet. Der schönste Aussichtspunkt an dem ich je war. Gigantisch! Und wir hatten ihn ganz für uns alleine. Erst nach einer halben Stunde gesellte sich eine einheimische Familie zum Picknick zu uns.
Wieder ein Panorama-Foto von mir zusammengebastelt. So erkennt man viel besser das tolle Panorama und hat einen kompletten Überblick über den Galičica-Nationalpark. Für das Vollbild >>> darauf klicken:Rollertour2013-Tag010-004Wirklich toll ist so etwas genießen zu können ohne jeglichen anderen Touristen mit dieser Ursprünglichkeit. Unverfälscht, pur!

Rollertour2013-Tag010-005Nun ging es weiter bergan. Wir überquerten den Pass, fuhren auf der anderen Seite wieder hinunter zum Prespa-See. Dieser liegt etwas höher und entwässert unterirdisch in den Ohrid-See.

Rollertour2013-Tag010-006Der Tag neigte sich dem Ende zu und wir wollten einen Campingplatz besuchen. Wir brauchten frische Wäsche. Auf meiner Landkarte war auch einer eingezeichnet. Wir suchten etwas und fanden ihn schließlich. Naja, jedenfalls die Stelle, an der er früher einmal gewesen war. Eine kroatische Familie hatte das Gelände aufgekauft und in ein Hotel umgewandelt. Ein Zimmer hätte pro Person unglaubliche 8€ gekostet, aber man bot uns ein kleines Wäldchen zum Campen umsonst an. Ja umsonst, da sie uns keine Sanitäreinrichtungen bieten konnten. Wir nahmen das kostenlose Angebot, auch wenn ich gern einmal wieder eine richtige Dusche gehabt hätte. Das Camp wurde aufgebaut, im schützenden Schatten. Leider wimmelte es von Mücken, sodass wir nach dem Aufbau sofort aus dem Wäldchen flüchteten. Die Wäsche wuschen wir in der Gepäckrollen-Trommel im See. Das heißt, Wäsche in einen wasserdichten Gepäcksack, biologisch abbaubare Seife und Wasser dazu und dann solange schütteln bis die Arme abfallen. Die Wäsche wird zwar nicht 100% sauber, aber doch so frisch, dass man sie gerne wieder anzieht. Ich spannte meine Wäscheleine zwischen 4 Bäumen, wir hingen die Wäsche auf und nach der nötigen Arbeit entspannten wir am Wasser. Ich duschte mich mit Kernseife direkt im See. So gehts auch!
Nach einem anstrengenden Tag ging es frisch geduscht ins Hotelrestaurant, mit bekannten Folgen:
Björn: Gegrillte Auberginen, Fischeintopf aus Sprotten, Steak mit Grillgemüse, Tintenfischringe, Creps, Früchte und 2 Colas >>>20€.
Bastian: Grillfleisch mit Gemüse, Salat, 2 Bier und bei Björn naschen 🙂 >>> 12€.

Apropos Auberginen. Wusstet ihr, dass die ins Englische übersetzt Eggplants, also Eierpflanzen heißen?
Wiederum völlig überfressen verfassten wir eine eMail an die Lieben daheim und sendeten sie prompt über das Hotel-WLAN. Noch ein wenig Surfen und wir fielen erschöpft in unsere Zelte, die wir dieses Mal wegen den Mücken aufgebaut hatten. Es war erst das 4. Mal auf dieser Tour, dass wir die Zelte aufstellten.

Zurückgelegte Strecke: 140km.

 

11. Tag: (Krötenwanderung)
Der Tag begann für mich recht spät um 0845, dem Schatten im Wäldchen sei Dank. Björn war schon länger wach und sonnte sich am See. Nach dem Camp-Abbau rief ich über Skype daheim an und surfte etwas über Björns Tablet. Um 1100 ging es auf die Hobel und wieder Richtung Süden.

Rollertour2013-Tag011-001Eine Bucht des Prespa-Sees. Wegen der Rinder-Karawane mussten wir eine kurze Zwangspause einlegen.

Rollertour2013-Tag011-002Die größte Insel, namentlich „Golem Grad„, im Prespa-See. Übersetzt: „Die große Stadt“.
Nun fuhren wir eine Zeit lang bis nach „Korçë„, der größten Stadt in weitem Umkreis und langsam bekamen wir Hunger,…

Rollertour2013-Tag011-003…also hielten wir an einem Markt und holten uns albanische Hamburger von einem Imbiss. Brot mit Cevapcici, Pommes, Gurken, Zwiebeln und Ketchup. Pro Stück 1€.

Rollertour2013-Tag011-004Im Hintergrund der Imbiss-Wagen.
Da hier sonst keine Touristen sind, wird man auch nicht von Verkäufern belagert. Keiner interessierte sich für uns und wir konnten das einheimische Leben ungestört beobachten.

Rollertour2013-Tag011-005Wirklich jedes Straßenschild diente irgendwann einmal als Zielscheibe. Wie lange diese Schilder wohl schon hängen…

Rollertour2013-Tag011-006Das ist ein Fluss. Schon bemerkenswert, dass man einen Fluss extra ankündigen muss. Aber es war so staubtrocken, dass nur dieses Rinnsal übrig war.

Rollertour2013-Tag011-007Und schwups, da war die Straße weg.

Rollertour2013-Tag011-008Ein „Esel“ hinter dem Anderen…

Rollertour2013-Tag011-009Tolle Landschaften, schlechte Straßen. Wir kamen wieder langsamer vorwärts, aber es war kühler hier oben, was sehr gut tat. Die Hitze der vergangenen Woche war mörderisch. Durch die Kühle ermüdeten wir auch nicht so schnell und machten wenige Pausen. Über „Ersekë“ ging es an die Grenze zu „Griechenland„. Der Grenzübergang mutete sehr verlassen an. Hätten nur noch die herum rollenden Steppenläufer-Büsche aus einem typischen Western gefehlt. Es ging dort sehr gelassen zu und wir mussten hier länger warten, als an jedem anderen Grenzübergang, obwohl nur noch eine weitere Familie dort war!
Abschließend muss ich sagen, dass Albanien das Überraschungsland auf dieser Tour war. Tolle Landschaften, sehr nette Menschen, völlig unaufdringlich und ursprünglich. So wie ich es liebe. Die Verpflegung war immer gegeben, durch kleine Lädchen oder Restaurants und alles war sehr sehr günstig. Hier hin fahre ich bestimmt einmal wieder. Allen Unkenrufen zum Trotz wurden wir hier nicht überfallen, ausgeraubt oder gemeuchelt. Ein schönes Urlaubsland! Ich bin ein Albanien-Fan geworden!

Rollertour2013-Tag011-010Das nächste Zwischenziel auf der Liste war die „Vikos-Schlucht„. Per Definition die tiefste Schlucht der Erde. Berechnet aus Tiefe und Breite. Nach einer riesigen Schleife, die wir fahren mussten, kamen wir dort zum Sonnenuntergang an.

Rollertour2013-Tag011-011Nicht schlecht, aber ich hatte mir ein wenig mehr versprochen. Trotzdem war es schön dorthin zu fahren. Die Gegend liegt abseits von Touristenrouten und man kann schöne Erfahrungen sammeln.
Nachträglich bemerkte ich, dass wir den falschen Aussichtspunkt angefahren hatten. Der hier wäre bestimmt eindrucksvoller gewesen: 39°54’23.79″N 20°45’6.08″E

Rollertour2013-Tag011-012Bevor wir uns ein Wildcamp suchten, mussten die Bäuche gefüllt werden.
Björn: Grillfleisch vom Spieß über dem Feuer gegrillt, Grillkäse und frisch gepresster Orangensaft.
Bastian: Moussaka und frisch gepresster Orangensaft.

Katzen bettelten die ganze Zeit um Futter. Viele humpelten und waren sehr dürr. Auch viele streunende Hunde haben wir die letzten Tage sehen müssen.
Wir unterhielten uns mit einem deutschen Urlaubspärchen, welches mit dem Bus seit 3 Wochen unterwegs war.

Rollertour2013-Tag011-013Ein schönes Lokal und gut hats geschmeckt, auch wenn die Preise jetzt wieder auf deutschem Niveau lagen.
Wir verabschiedeten uns und fuhren in die milde Nacht hinein.

Rollertour2013-Tag011-014Plötzlich lag ein Schildkrötenpanzer auf der Straße. Aber es war nicht nur ein Panzer. Ziemlich gefährlich das Ganze und nicht nur für die Kröte. Da möchte man als Zweiradfahrer nicht drüber rumpeln. Björn brachte das Kerlchen am Straßenrand in Sicherheit. Hoffentlich zur Zufriedenheit der „Kröte„.
Wir fuhren noch eine weitere Stunde, kauften Wasser ein und fanden eine vermeintlich abgelegene Wiese. Nach einer Flaschendusche und Tagebuchschreiben ging es um 2200 in die Heia.

Zurückgelegte Strecke: 227km.

 

12. Tag (Metéora)
Um 0700 war wegen der Sonne die Nacht vorbei. Auch störten Spaziergänger und vorbeifahrende Autos. Dachten wir in der Nacht noch, dass es hier abgelegen wäre, klärte sich nun unser Irrtum auf. Gut dass wir uns hinter Hecken gelegt hatten. Auf diesem Feldweg war fast eine Völkerwanderung zu Gange.

Rollertour2013-Tag012-001Es war recht kühl hier in dieser Höhe und wir packten still unser Camp zusammen. Nach 10 Tagen zog ich das erste Mal wieder eine lange Hose an. So konnte ich auch auf meine 50er Sonnencreme verzichten, welche inzwischen fast schon leer war.
Wir fuhren viel und rasteten wenig. Einmal mehr lag eine Schildkröte auf der Straße. Dass die Viecher in Griechenland heimisch sind, hätte ich nie gedacht.

Rollertour2013-Tag012-002In „Ioannina“ erreichte ich einen feierwürdigen Kilometerstand. Nach dem Tanken fuhren wir an der Nordküste des „Pamvotida-Sees“ Richtung Osten nach Kalampaka.

Rollertour2013-Tag012-003Gegenüber liegt Ioannina.
Wir erfuhren erst später, dass die Innenstadt sehr sehenswert sein soll.

Rollertour2013-Tag012-004Schilfinseln säumten wohlformend die Küsten.

Rollertour2013-Tag012-005Auf dem Weg nach Kalampaka liegt das „Pindosgebirge„, welches gar nicht so unerheblich ist. Wir waren schon recht hoch, als ich „Metsovo“ ablichtete.

Rollertour2013-Tag012-006Der „Katara“ ist mit 1690m unser bisher höchster Pass auf der Tour und einer der höchsten Griechenlands.

Rollertour2013-Tag012-007Ich kletterte halsbrecherisch einen steilen Abhang mit losem Geröll hoch, um dieses Foto zu schießen. Das heile Runterkommen war nicht ganz so einfach.
Wir fuhren nun bergabwärts auf Kalampaka zu, hielten an einem Obststand und kauften überteuert Obst ein. Willkommen zurück in den Touristenregionen! Trotzdem kaufte ich noch ein Glas Waldhonig als Mitbringsel für daheim.

Rollertour2013-Tag012-008Urplötzlich sahen wir diese gewaltigen Felsen vor uns. Die Sandsteinmonolithe ragen überwältigend in den Himmel. Eine Augenweide. Darauf befinden sich 24 Klöster, von diesen heute noch 6 bewohnt sind. Wer mehr über diesen mystischen Ort erfahren will, sollte das folgende Kapitel lesen:

Sonderkapitel

Diese Klöster waren für mich das Highlight der Tour. Ich zehre noch jetzt von diesem schönen Anblick. Hier sollte man wirklich einmal im Leben gewesen sein.
Bei Lidl taten wir etwas gegen unseren Hunger. Björn aß ein Eis, welches nur nach künstlichem Aroma schmeckte und ich eine Dose Thunfisch mit Brot. Währenddessen unterhielten wir uns mit einem deutschen Tramper-Pärchen. Die Beiden kamen aus der Ukraine und wollten auf diese Weise noch bis nach Indien. Viel Glück!
Ich kaufte 3 Postkarten in einer Touristenfalle mit den nötigen Briefmarken. Danach suchten wir uns ein offenes Wi-Fi und nutzten dieses in einem Fast-Food-Lokal bei zwei kalten Colas. Wir wollten die günstigste Fährverbindung nach Italien suchen und dementsprechend unseren Aufenthalt in Griechenland zeitlich abstimmen.
Nach einer Stunde surfen, suchen und Postkarten schreiben, hatten wir die Ergebnisse. Eine normale Verbindung kostet pro Person mit Moped etwa 100€ bei 6 Stunden Fahrt mit Deckpassage. Kein Bett, keine Dusche, aber wer braucht das schon für 6 Stunden. Blöderweise waren nur etwas teurere Fähren unterwegs mit 120€, bis wir eine einzige Fähre fanden, welche nur genau an diesem Tag um 0100 Nachts fuhr und das für günstige 64€ pro Person, also fast die Hälfte. Blöderweise sollte diese schon in 7 Stunden ablegen. Erst winkten wir ab, dann aber ratterten die grauen Zellen. Ich kam zu dem Schluss, dass wenn wir gleich losfuhren und keine Pausen machten, wir in etwa 5 Stunden dort sein können. Knapp, aber geht. Björn verließ sich auf meine Kopfrechnung und war dabei. Also schnellstens rauf auf die Böcke und die Straße zurück, die wir Mittags hergekommen waren. Es war zwar blöd die nächsten Stunden dieselbe Strecke wieder zurück zu fahren, aber es gab keine andere sinnvolle Route. Es war zwar schade, dass der Griechenland-Aufenthalt nun so kurz war, aber wenn man so viel Geld sparen kann, sage ich nicht nein.

Rollertour2013-Tag012-018Also rasten wir zurück über den Katara-Pass, als die Sonne unterging. Uns kamen insgesamt ganze 2 Autos entgegen! Die Abfahrt war halsbrecherisch schnell und Björn kam kurz von der Straße ab. Er hatte die nötigen Schutzengel dabei!
Wir hielten nur zum Wasserlassen und Tanken und so wären wir nach nur 4 Stunden und 180km, trotz Pass, in „Igoumenitsa“ angekommen, hätte ich nicht noch eine Flaschen-Dusche genommen. Die hat aber sehr gut getan :). Um 2230 kauften wir die Karten und waren genau rechtzeitig da. Die Fähre legte an und wir konnten sofort, ohne lange zu warten, auf die Fähre.

Merke: Mindestens 2 Stunden vor der Abfahrt an der Fähre sein! Mit dem Auto besser 2,5 Stunden.
Die Abfahrt war um 0020, also 40 Minuten früher als angekündigt. Gut dass wir so schnell gefahren waren!

Rollertour2013-Tag012-019 Wir hatten unsere Isomatten und Schlafsäcke mitgenommen und lagen auf dem Deck.

Rollertour2013-Tag012-020Das Schiff vibrierte stark und war laut. Außerdem ging ordentlich Wind, so schlief es sich recht schlecht. Die Vorfreude auf Italien waren die letzten Gedanken an diesem Tag.

Zurückgelegte Strecke: 387km.

 

13. Tag (Rebellen und Rowdies)Rollertour2013-Tag013-001Einfahrt in den Hafen von „Brindisi„. Man sieht die antiken Wurzeln dieses Hafens, welcher heute zu einer großen Industriestadt gehört.
Um 0800 legten wir an und gingen kurz später von Bord. Die Fahrt ging von Brindisi aus durch völlig unspektakuläres Flachland, quer durch den Stiefelabsatz. Ich war müde, die Nacht war nicht sonderlich erholsam gewesen. Bis Mittags gibt es nichts zu berichten. Dann machten wir 2 Stunden Pause zwischen Olivenbäumen und Plantagen. Es wurde Milchreis gekocht und ausgeruht.
Hiernach ging es weiter bis kurz vor Taranto. Björn fuhr nun vorneweg, da die Navigation ohne Copilot hier recht schwierig war. In „San Giorgio Ionico“ nahm dann das Schicksal seinen Lauf, wenn man an Schicksal glauben möchte.

Rollertour2013-Tag013-002Verkehrsregeln gelten für die Süditaliener nicht. An Stoppschildern wird nicht angehalten, rote Ampeln werden ignoriert und Geschwindigkeitsbegrenzungen sind noch nicht einmal Empfehlungen. Gegenverkehr? Vorfahrt? Egal, es wird einfach gefahren, der Andere kann ja ausweichen. Etwa in dieser Weise kann man deren Fahrstil beschreiben, wenn man das überhaupt Fahrstil nennen kann. Einem Italiener einen Führerschein zu geben ist, als ob man einem Kind eine Waffe in die Hand gibt. Das kann einfach nur schief gehen.
Und schief ging es. Ich fuhr das erste Mal auf der Tour nicht vorne und wurde von hinten abgeräumt. Björn zögerte bei der Einfahrt in den Kreisel, schließlich hatten wir ein Stoppschild und es kam Gegenverkehr. Da dies aber für die Italiener kein Grund ist anzuhalten, gab der hinter mir fahrende Auto-Fahrer plötzlich Vollgas. Er hatte sich vorher schon hinter mir eingereiht, das hatte ich im Seitenspiegel gesehen. Um so verwunderter war ich über den Schlag von hinten und die exponentielle Beschleunigung meines Rollers. Im Flug dachte ich noch, dass das Absicht gewesen sein muss. Der hatte doch schon abgebremst und ist normal hinter mir gefahren! Tatsächlich hatte er nur nach dem Gegenverkehr geschaut und ist davon ausgegangen wir sind Italiener und fahren trotz Verkehr und Stopp-Schild in den Kreisel. Also gab er Vollgas und schleuderte mich 5 Meter gegen einen Bordstein.
Das Erste was ich sah war mal wieder eine rollende Fußraste. Verdammt!

Rollertour2013-Tag013-003Mir war nichts passiert, auch meine Klamotten waren noch ganz. Der Giggle war schlimmer zugerichtet. Wie zu sehen lag meine Satteltasche mit Seitenverkleidung auf der Straße. Mit der Verkleidung hatte es Teile der Helmbox mit ausgerissen. Ein Blinker war ausgebrochen und die Rückleuchte mit Halterung zersplittert. Das Nummernschild lag 5 Meter weit weg und ein paar andere Sachen waren verkratzt.
Der Roller lief aber noch einwandfrei, was mir ein wenig Trost spendete. Trotzdem blieb ich ruhig, obwohl meine Laune auf dem Tiefpunkt war. Es hätte sowieso nichts gebracht, sich aufzuregen. Wir klärten die nächsten 2 Stunden die Förmlichkeiten mit der Polizei. Kein Mensch sprach Englisch, nur der Polizeichef konnte ein paar Brocken. Mehr möchte ich eigentlich gar nicht erzählen von diesem ärgerlichen Intermezzo.
Am späten Nachmittag ging es in brütender Hitze weiter.

Rollertour2013-Tag013-004In einem schattenspendenden Olivenbaumhain reparierte ich 3 Stunden den Roller. Björn schlief und ließ mich alleine werkeln. Ich danke ihm dafür! So konnte ich in Ruhe meine Gedanken ordnen, das brauchte ich nun. Ruhig ging jeder Handgriff vonstatten. Ich bin wirklich froh den Leatherman gekauft zu haben. Gerade die Ahle war ungemein viel in Gebrauch, um Löcher in die Plaste zu bohren. Mehrere Meter Tüddeldraht verbaute ich und die letzten Kabelbinder, von denen ich einen ganzen Bund mit auf die Tour nahm! Mit Sekundenkleber wurde das Rücklicht wieder zusammen gepuzzelt und mit Panzertape befestigt.
Ich lieh mir Björns Handy aus, um die Versicherungsangelegenheiten zu klären. Unglaublich wie viele Nummern man anrufen muss, bis man bei der richtigen Stelle ist. Hat 10€ gekostet dieser Telefoniermarathon. Nächstes Mal kläre ich den Unfall von zu Hause aus. Ist stressfreier und besser für den Geldbeutel.
Meine Lust auf Italien war wie verflogen. Landschaftlich kann es nicht mit dem Balkan mithalten, der Verkehr ist geprägt von Ignoranz und Aggressivität und in meinem Kopf geisterten viele Dinge herum, die ich noch erledigen musste. Nun war mit der Reparatur des Rollers noch eine Aufgabe hinzugekommen. In den 3 Stunden entschied ich mich dazu, Italien abzubrechen und hier möglichst schnell zu verschwinden. Björn wollte weiterfahren und so trennten sich unsere Wege unweigerlich. Wir verabschiedeten uns herzlich voneinander und jeder fuhr nun alleine weiter.
Ich möchte mich an dieser Stelle für das tolle Miteinander bei meinem Reisegefährten bedanken!
Er hatte noch eine tolle Reise, ist den Stiefel hoch gefahren und über die Alpen nach Frankreich. Nach den Benelux-Staaten ist er Wochen nach mir daheim angekommen!
Für mich gab es nun 3 Möglichkeiten:
1.: Den Landweg durch Italien, welcher mir zu gefährlich und lange war.
2.: Nach Neapel per Roller und dann mit der Fähre nach Genua.
3.: Nach Palermo per Roller und dann mit der Fähre nach Genua.

Ich entschied mich für Letzteres. So konnte ich doch noch das geplante Sizilien mitnehmen und Italien abkürzen. Das kostet zwar Fährgebühren, aber war es mir wert.
Also fuhr ich um 1830 in den Sonnenuntergang nach Westen auf „Taranto“ zu. Dort suchte ich ein Internetcafe und fand es nach einer Stunde mit Hilfe mehrerer sehr netter Passanten. Dadurch dass jeder heutzutage ein Smartphone besitzt, gibt es kaum noch Internetcafes oder Internetpoints.
Nach ein wenig surfen ging es in der Dunkelheit auf der SS106 weiter an der Küste entlang. Der Verkehr war so schön ruhig und es war nicht mehr so heiß, wie am Tage. Aber es war sehr schwierig die SS106 zu vermeiden, welche an vielen Stellen Kraftfahrtstraße ist. Nebenstrecken gibt es kaum und so war ich ständig auf der Suche nach dem rechten Weg.
Ich hatte starken Durst und ich fand keine offene Tankstelle. Endlich wurde ich erlöst und ich konnte etwas kaufen. Hunger hatte ich nicht und doch hatte ich an diesem Tag nur den Milchreis zum Mittag gegessen.
Bald zogen Wolken auf und es blitzte und donnerte am Horizont. Also suchte ich mir in der Nähe von Metaponto am Straßenrand einen Acker, auf welchem ich seit langer Zeit wieder mein Zelt aufbaute. Dieser Tag war endlich um 2300 vorbei!

Zurückgelegte Strecke per Schiff: 259km.
Zurückgelegte Strecke per Roller: 125km.

 

14. Tag: (Pech gabs schon in Mittelalter gleich kübelweise)
Um 0630 wurde ich geweckt von einem Trecker. Dieser pflügte den Acker um, neben welchem ich mein Zelt aufgebaut hatte. Zusätzlich hatte er einen riesigen Sprinkler angemacht um das Feld zu bewässern. Nein, diesmal stand ich nicht im Belieferungsgebiet des Sprenklers, wurde aber trotzdem nass. Kaum stand ich vor dem Zelt, fing es das Regnen an. Also Kehrtwende und zurück unter die schützende Zeltplane.
Nach einer halben Stunde war der kurze Schauer vorüber und ich baute ab. Um 0730 wollte ich zurück auf die Straße, dummerweise versperrte mir der Sprenkler den Weg.
Ich stand haarscharf an der Wasserscheide, zwischen Trocken und Nass und spielte mit dem Gas. Wer sollte schneller sein? Der Regenmacher oder ich? Kaum war der Strahl vorbei gab ich Vollgas. Blöderweise war die Erde komplett durchnässt und klebrig. Der Matsch spritzte und ich flog, wie auf Schmierseife, über den Acker. Der Wasserstrahl hatte schon 3/4 seines Kreises beendet und kam mir entgegen. Ich schoss kurz vor der Volldusche aus dem Bewässerungskreis hinaus. Nun war ich zwar nicht nass, sah aber aus wie Schwein und so startete dieser Tag, wie der Letzte endete.

Rollertour2013-Tag014-001Valsinni“ im Landesinneren.
Ich kann keinem Fuffi-Fahrer empfehlen dort unten zu fahren. Es ist fast unmöglich eine andere Straße als die SS106 zu finden.
So suchte ich den Weg und fuhr Zick-Zack durch die Lande. Im Landesinneren geriet ich in einen heftigen Regenschauer. Dieser dauerte 2 Stunden und ich wurde bis auf die Knochen nass. Die Klamotten hatten nicht dicht gehalten.

Beim Tanken kaufte ich noch eine vegetarische Teigtasche. Das ERSTE Essen für mich seit 24 Stunden! Mir war der Hunger vergangen.
Ich suchte noch weitere 2 Stunden den Weg, bis die SS106 Erbarmen hatte und endlich keine Kraftfahrtstraße mehr war. Jetzt mag vielleicht einer denken, warum macht der sich so verrückt? Er ist schon oft Autobahn und Ähnliches gefahren.
Aber hier war es anders. Die Italiener tragen ihre Rebellion offen auf der Straße aus. Machts doch lieber wie die Deutschen! Die meckern nur den lieben langen Tag am Stammtisch. Das ist bedeutend ungefährlicher!
Aus diesem Grund wollte ich unbedingt solche Strecken meiden.
Inzwischen war ich an der Stiefelspitze angekommen und eben diese trat mir genau in diesem Moment gewaltig zwischen die Beine. Da schlug der Klöppel die Glocken sage ich euch!

Rollertour2013-Tag014-002Ach, wenn ich das sehe möchte ich gar nicht weiterschreiben…
Ich fuhr mit 60km/h auf besagter SS106, nichts Böses ahnend. Eine Italienerin, gerade Fahranfängerin, setzte zum Überholen an. Auf meiner Höhe merkte sie, dass sie rechts abbiegen muss. Die Abbiegespur ist schön auslaufend, sodass man diese mit Schwung nehmen kann, was sie auch nach Schuhmacher-Manier ausführte. Leider nur war ich dazwischen. Ich kann nicht richtig beschreiben wie schnell und irrsinnig dieses Fahrmanöver war, jedenfalls konnte ich nicht reagieren und krachte in das Heck des Autos, welches quer durch mich durch fuhr.
Der Aufprall auf das Auto und den Asphalt war heftig. Mein bislang schlimmster Unfall. Ich lag am Boden, mein Roller auf meinem linken Bein liegend. Das Bein schmerzte, der Kopf brummte. Ich sah nur wie die Unfallverursacherin mit wahnwitzigem Tempo hinter der Kurve verschwand.
Alleine konnte ich mich nicht befreien. Es kamen viele zur Hilfe und zogen mich unter dem Roller vor. Die Fahrerin mit 2 Freundinnen kam um die Kurve zurückgerannt. Sie war so schnell gewesen, dass sie einen Bremsweg wie ein Containerschiff hatte.
Nachdem ich allen versichert hatte, dass es mir gut geht, wurde trotzdem der Krankenwagen gerufen und natürlich die Polizei. Leider hatte keiner den Unfall beobachtet, aber die Fahrerin stritt ihre Schuld auch nicht ab. Nach 20 Minuten kam der Krankenwagen und versorgte eine Schürfwunde am Knie. Als sie noch eine Halskrause auspackten, winkte ich ab. Meinen Witz, dass ich nichts am Genick habe, sondern am Kopf, wurde etwas missverstanden :).
Die Ambulanz wollte mich unbedingt mitnehmen, die Polizei, welche inzwischen eingetroffen war, verhinderte das aber.
Nun ging es an die Förmlichkeiten und plötzlich wurde ein türkischer, ups Pardon, italienischer Basar eröffnet! Man wollte es ohne Versicherung regeln, hieß es. Und natürlich sollte ich übervorteilt werden. Ich glaube die wollten mich mit nicht mehr als einem feuchten Händedruck abwiegeln.
Als ich meinen Preis mit 1000€ nannte, lachten mich selbst die Polizisten aus und gingen endlich daran das Unfallprotokoll auszufüllen.
Ach ja, wie schön muss die Welt sein, wenn man für nichts Verantwortung übernimmt und kein Gewissen hat!? So lebt es sich bestimmt leichter. Sollte ich das auch mal versuchen? Einmal andere ärgern, statt mit Ignoranz geärgert zu werden?
Ich schätze dazu bin ich zu ehrlich. Ich stehe zu meinen Fehlen und trage dafür Verantwortung. So ganz naiv hoffe ich, dass es mehr solche Trottel wie mich gibt. Mehr als ich zu glauben hoffe…
In den nächsten 3 Stunden füllten wir das Protokoll aus, stritten darüber und ich ärgerte mich, dass wieder niemand Englisch sprach. Eine Schweinfurterin, welche zufällig vorbei fuhr übersetzte mir netterweise eine Stunde. Was auf dem Protokoll genau steht, weiß ich bis heute nicht.
Jetzt im Nachhinein sind wohl selbst die 1000€ etwas zu niedrig gegriffen. Ich hatte mich halb überschlagen und so ist einiges zu Bruch gegangen. Der Frontscheinwerfer kostet als Ersatzteil 220€, der Tacho 130€ und so geht es weiter…
Dazu noch ein gebrochener Helm, Löcher in der Jacke, Hose, T-Shirt, Tankrucksack und beiden Handschuhpaaren.
Mal sehen was für ein Ende das mit der Versicherung noch nimmt…
Nach einer weiteren Stunde Notreparatur konnte ich, ziemlich geknickt, den Weg fortsetzen. Ich denke ihr glaubt mir, wenn ich sage, dass ich genug von Italien hatte und nur noch wieder ins Good-Old-Germany zurück wollte. Dort wo man geschnitten und angepöbelt wird, OHNE dass man vom Roller fliegt!
Ich fuhr gegen Abend weiter, ging in einem großen Supermarkt einkaufen und fuhr zum Sonnenuntergang nach Crotone hinein. Ich surfte in einem Internet-Cafe und fuhr nach einer Stunde weiter. In der Stadt hatte um diese Uhrzeit noch ein Mini-Supermarkt offen und ich kaufte einen Six-Pack Wasser.
Aus „Crotone“ hinaus suchte ich mir auf einem Stoppelfeld einen schönen Platz.

Rollertour2013-Tag014-003Wenigstens ging der Tag versöhnlich mit diesem Ausblick auf Crotone zu Ende. Gegessen hatte ich an den 2 Tagen nur die Portion Milchreis und die Teigtasche! Appetit? Was ist das…
Ich nahm noch eine Flaschendusche, bevor ich mich hinlegte und um 2300 einschlief.

Zurückgelegte Strecke: 310km.

 

15. Tag: (Endlich schöne Landschaften)Rollertour2013-Tag015-001Der Morgen begann schmerzhaft um 0645. Meine ganze linke Seite schmerzte, ich konnte kaum den Arm heben. Selbst das Atmen machte Probleme. Über die ganze Seite hatte ich Prellungen und Quetschungen. Man sah zwar äußerlich nichts, aber so ein geprellter Brustkorb ist nicht schön!

Rollertour2013-Tag015-002Crotone noch einmal bei Tag.
Zum Frühstück gab es ungefähr 10 Weintrauben, bevor ich die Lust verlor. Nach dem Zusammenpacken startete ich um 0730 in den Fahrttag.
Um 0900 verlor ich in „Catanzaro“ den Scheinwerfer. Den hatte am Tag zuvor der Polizist nur mit einem Spanngurt befestigt. Also reparierte ich den Roller eine Stunde lang und veränderte auch die Getriebeübersetzung ein wenig.

Rollertour2013-Tag015-003Reparatur auf italienisch. Man kann nicht behaupten, ich hätte mich nicht angepasst!
Bevor ich Catanzaro verließ, kehrte ich dort beim goldenem M ein. Das erste richtige Essen seit 48 Stunden! Apropos Catanzaro, das ist ein schönes Städtchen. Leider hatte ich nicht die Muse, um zu fotografieren.

So fuhr ich erst um 1130 aus dem Ort hinaus und weiter nach Westen.

Rollertour2013-Tag015-004Nach 2 Tagen Küstenstraße, sah ich das erste Mal bei „Locri“ richtig das Meer! Leider habe ich schon oft erlebt, dass Straßen in Küstennähe, oft durch Häuser, Büsche oder Bäumen vom Meer getrennt sind. Nur selten erhascht man einen Blick auf die blauen Fluten. Man sollte sich vorher genau informieren, welche Küstenstraßen wirklich fahrenswert sind! Diese hier ist es nicht, oder erst ab Locri Richtung Reggio, wie man auf dem Bild oben sieht.

Rollertour2013-Tag015-005Ein dauerhafter Begleiter auf der Tour durch Italien waren diese hübschen „Kakteenhecken„. Sie trugen reichlich Früchte, aber ich traute mich nicht eine zu probieren. In einem Tunesien-Urlaub als Kind aß ich auf einem Ausflug so eine Frucht, doch wusste ich nicht, ob dass hier die selben Kakteen sind. Schade!

Rollertour2013-Tag015-006Nach 3-4 Tagen Entzug von schönen Landschaften, gab es endlich wieder etwas zu sehen. Gleich war die Laune wieder etwas besser.

Rollertour2013-Tag015-007Kurz vor Reggio verirrte ich mich ans Meer. Lust auf Pause hatte ich nicht, also ging es gleich weiter.
Ich fuhr in „Reggio“ 2 Häfen an, aber der Weg war umsonst, bis ich die Info bekam, die Fähren würden von „Villa San Giovanni“ aus fahren. Kurz vor der Einfahrt in den Hafen kam mir ein anderer Roller-Tourer entgegen. Ratet mal wer es war… Richtig, Björn!
Das war ein freudiges Wiedersehen. Er wollte auch auf die Fähre. Da er keinen Regen und Unfall gehabt hatte, waren wir gleich schnell gewesen. So kann es gehen.

Rollertour2013-Tag015-008Auf der Fähre, welche 16€ gekostet hatte, blieb Björn im Parkdeck und schaute nach seinem Roller, welcher komische Geräusche von sich gab. Ich fotografierte ein wenig oben auf dem Deck.
Wir wollten diesen Tag noch zusammen fahren, also rollerten wir auf der SS113dir an der Küste entlang. Ein letztes Mal gingen wir, direkt an der Küstenstraße, essen.

Rollertour2013-Tag015-009Björn entdeckte als Vorspeise „Würstel“. Er glaubte nicht, dass es sich wirklich um Würstchen handelte. Aber so ist das in Touristengebieten, da gibts Multikulti auch in der Küche.

Rollertour2013-Tag015-010Unsere Pizzen schmeckten super. Björn bestellte Pizza alla Casa, also nach Lust und Laune des Kochs. Meine war belegt mit Oliven, Artischocken, Zwiebeln, Thunfisch und Schinken.
Als Nachtisch hatte Björn Sorbet und ich einen Eiskuchen. Ich bezahlte 18€ bevor es um 2230 weiter ging.

An der Küste duschte ich an einer Stranddusche und Björn legte sich dort schlafen. Mir war das nichts, viel zu belebt, also hieß es diesmal wirklich Abschied nehmen.
Ich fuhr in die Nacht hinein. Es war angenehm, fast schon zu kühl. Die Straßen waren wir leer gefegt als ich merkte, schlafend sind die Italiener bedeutend ungefährlicher! So beschloss ich noch länger zu fahren.

Rollertour2013-Tag015-011Rückblick auf „Oliveri“ und „Falcone„.
An „Tindari“ fuhr ich vorbei, da die Auffahrt gesperrt war. Wäre bestimmt sehenswert bei Nacht und ohne Trubel gewesen.
Es ging zügig die Küstenstraße weiter. Sehen konnte ich durch die Dunkelheit zwar nicht viel, aber so konnte ich sicher sein, lebendig anzukommen.
Ich fuhr durch „Patti“ bis kurz vor „Brolo„, als plötzlich die Straße gesperrt war. Erst nach ein paar Minuten, nachdem ich auf die Landkarte geschaut hatte, merkte ich was mir da passiert war. Diese AFFEN haben die Straße gesperrt und nicht vorher darauf hingewiesen. Ich musste bis Patti zurückfahren und dort die Autobahn bis Brolo nehmen! Keine Alternativroute!
Nach dem 40KM Umweg, über welchen ich mich tierisch ärgerte, ging es auf die Autobahn. Ich zog mir ein Ticket und spulte die Strecke auf dem Standstreifen herunter. Bei der Abfahrt schaute die Kassiererin für die Autobahnmaut nicht schlecht, als ich vorfuhr.
Nun endlich in Brolo, konnte ich den Weg fortsetzen. Ich zog meine warmen Klamotten an, da es inzwischen schon recht kühl geworden war.
Um 0400 bezog ich mit meiner Plane, Isomatte und Schlafsack ein Stück Wiese mit Meerblick. Es war hier recht schwierig ein uneinsehbares Stück Land zu finden. Nur Berge, Häuser, Gärten, Meer oder Straßen.
Schlafen konnte ich um 0430. Dieser Tag war zwar lang gewesen und die Nachtfahrt anstrengend, aber ich fühlte mich sicher und konnte Strecke machen.

Zurückgelegte Strecke per Schiff: 8km.
Zurückgelegte Strecke per Roller: 424km.

 

16. Tag: (Palermo)
Schon um 0800, nach 3,5 Stunden Schlaf, stand ich wieder auf. Palermo und die Fähre waren nicht mehr fern und Palermo ist sehenswert.

Rollertour2013-Tag016-001So erwacht man gerne. Meerblick am Morgen ist unbezahlbar. Start des Rennens nach Palermo war um 0845, nicht ganz ausgeruht, aber gut gelaunt.

Rollertour2013-Tag016-002Sizilien“ und die Küstenstraße zeigten sich in ihrem schönsten Licht. Der Verkehr hielt sich auch in Grenzen, also machte das Fahren Spaß.

Rollertour2013-Tag016-003Cefalù“ ließ ich rechts liegen, was ein wenig schmerzte.

Rollertour2013-Tag016-004Ich schätze an dem Ausleger dort draußen machen die großen Tanker Halt und versorgen Sizilien mit Energie. Industriearchitektur pur!

Rollertour2013-Tag016-005Der Morgen war wunderschön und „Palermo“ schon in Sicht, auf der anderen Seite der Bucht. Links des „Capo Gallo“ mit dem „Monte Pellegrino„, auf der rechten Seite des Fotos, erstreckt sich die größte Stadt Siziliens.

Rollertour2013-Tag016-006Mit ihren wunderschönen kleinen Straßen und Gässchen und barocken Fassaden ist sie einen näheren Blick wert. Es wirkt trotz des Trubels noch sehr ursprünglich. Der Verkehr ist stark, ähnlich wie in Nizza.

Rollertour2013-Tag016-007Warum die Weihnachtsbeleuchtung das ganze Jahr hängt, wissen wohl nur die Sizilianer selbst.
Zuerst fuhr ich in den Hafen, um die Abfahrt der Fähre zu erfahren. Um 2100 sollte diese sein und ich kaufte gleich ein Ticket für mich und meinen fahrbaren Untersatz für 130€. Übernachtung im Pullmann-Sitz.

Da es erst Mittags war, hatte ich noch massig Zeit. Also fuhr ich kreuz und quer durch die große Stadt, suchte nebenbei einen Internet-Point und genoss es durch kleine, wenig befahrene Sträßchen zu rollern. Da die meisten Internet-Points erst am Nachmittag aufmachten, verköstigte ich mich beim goldenen M. Ich hätte zwar Zeit gehabt mir etwas besseres, Einheimisches zu suchen, aber mir war nach etwas Bekanntem, Unkompliziertem. Zumal ich keine einfachen Imbisse sah.
Ich hob etwas Geld ab, tankte und fuhr einfach einmal der Nase nach. Ich kam in Mondello raus und setzte mich in eine Eis-Diele, schließlich wollte ich Italien nicht verlassen ohne ein Eis gegessen zu haben. Es schmeckte super und ich wagte mich zurück auf den Roller in die sengende Hitze.

Rollertour2013-Tag016-008Nachdem ich 4 Internet-Points erfolglos abklapperte, klappte es beim Fünften. Dort ist das Glücksspiel sehr verbreitet und diese Internet-Points sind eigentlich kleine Zockerbuden. Die sitzen dort wirklich an PCs und verzocken an virtuellen Spielautomaten ihr Geld! Da würden mir 1000 bessere Möglichkeiten einfallen. Leider hatten die PCs kein Head-Set, Skype oder einen Drucker. So konnte ich auch nicht daheim anrufen und berichten, dass es mir gut ging. Einen Drucker hätte ich gern gehabt, um mir ein kleines eBook auszudrucken. Auf der Fähre drohte es langweilig zu werden, ohne Handy, ohne Buch, auf einer 20-stündigen Überfahrt. Die Kioske hatten natürlich nur italienischen Kram.
Ich surfte eine Stunde, zahlte und fuhr, wie oben zu sehen, direkt in das Stadtzentrum. Ich fühlte mich endlich wieder wie im Urlaub und genoss die Abendstunden. Mich drängte nichts und ich fuhr langsam und beobachtend die Straßen ab.
Da ich nichts besseres zu tun hatte fuhr ich zur Media-World. Unverkennbar verwandt mit Media-Markt. Kaum betrat ich das Geschäft, ging es auch schon rückwärts wieder hinaus :). Das kann ich auch daheim haben und wasserdichte Handys hatten sie auch nicht.
Langsam ging die Sonne unter und ich musste zur Fähre. Auf dem Weg dort hin kaufte ich in einem Mini-Supermarkt ein. Ein Six-Pack Wasser für den Notfall, Brötchen und Süßigkeiten.
Ich checkte 2,5 Stunden vor Abfahrt ein. Als Zweiradfahrer war ich eine halbe Stunde zu früh dran, als Auto-Fahrer eher zu spät. Die Schlange war schon lang und das Schiff war auch eine andere Nummer, als die letzten 2.
Ein riesiger Dampfer Namens „La Suprema„.

Rollertour2013-Tag016-009Stundenlang fuhren die Autokolonnen in den Schiffsbauch. Als ich das Schiff schon komplett erkundet hatte, fuhren die immer noch. Was da für eine Blechlawine hineinpasst ist unglaublich. Einmal mehr war ich froh nicht mit einer Blechdose unterwegs zu sein.
Die Abfahrt war erst um 2200 und so hatten wir 1 Stunde Verspätung.

Das Bötchen war wie erwähnt riesig und auch gut ausgestattet, fast wie ein Kreuzfahrtschiff. Es gab ein Kino, einen Pool und mehrere Bars und Restaurants. Trotz anders lautender Infos gab es in der Holzklasse trotzdem eine Dusche. Auf dem Deck schrieb ich bei den letzten Sonnenstrahlen Tagebuch und schoss obiges Foto.
Später traf ich eine deutsche Familie aus Freiburg mit italienischen Wurzeln und unterhielt mich prächtig mit ihnen. Sie gaben mir sogar einen Cocktail aus.
Auf der Toilette wusch ich mir die Haare und machte mich frisch, bevor es auf diese unsäglichen „Schlaf“-Sessel ging. Das steht in Anführungszeichen, da guter Schlaf anders aussieht. Diese Sessel stehen in Pärchen beisammen und ich hatte das Glück alleine 2 Sessel belegen zu können. So konnte ich in extremer Embryo-Stellung doch recht bequem schlafen.

Zurückgelegte Strecke: 184km.

 

17. Tag: (Sommer, Sonne, Sonnenschein)
Da dieser Tag drohte langweilig zu werden, schlief ich solange wie möglich. In dem Raum war es recht ruhig und dunkel, so machte ich erst um 0900 die Augen auf. Es war unbequem gewesen, trotzdem hatte ich mich erholt.
Nach einer Katzenwäsche frühstückte ich mit meinem Campingstuhl an Deck in der Sonne. Ich hatte vorgesorgt und aß die mitgebrachten Brötchen mit Thunfisch.
Da mir langweilig war legte ich mich noch einmal hin und schlief sogar ein. Zwischendurch gab es ein Mittagessen in der Schiffs-Kantine, welches nicht gerade günstig war. Es gab eine kleine Portion Pasta mit Pesto und Cola für 12€. Hiernach nahm ich erneut eine Mütze Schlaf, bevor ich um 1500 meine Sachen packte und den Schlafraum für die Putzkolonnen verlassen musste.
Ich parkte mein Gepäck verbotener Weise an der Rezeption und ging zum Fotografieren an Deck.

Für das Vollbild >>> darauf klicken:Rollertour2013-Tag017-001Die Küste war schon in Sicht und mir bot sich ein toller Ausblick auf „Genua“ und Umgebung.

Rollertour2013-Tag017-002Eine Schneise der Zerstörung ließen wir zurück.

Wir legten erst um 1730 an, mit einer halben Stunde Verspätung. Das Anlegemanövern in Bildern:Rollertour2013-Tag017-003Erst wird eine schmale Leine hinübergeworfen, an welcher die Dicke an Land gezogen und an den Pollern befestigt wird.

Rollertour2013-Tag017-004Schöner Größenvergleich zwischen Poller, LKW und Menschen.
Winden an Bord zogen dann die Leinen stramm und das Schiff an die Gummidämpfer. Auf diese Weise war es dann fest vertaut.

Rollertour2013-Tag017-005Die Rampen wurden nun hinuntergefahren und die Entladung ging genauso vonstatten wie die Beladung. Zuerst die LKWs und die Fußgänger, danach die Zweiräder und PKWs.
Um 1830 durften wir in die Garage hinunter und um 1900 von Bord, obwohl die Ankunft um 1700 geplant war.
In Genua verfuhr ich mich, da die Straßen schlecht ausgeschildert sind und die Sonne hinter Wolken hing. Nach Genua ging es direkt in die „Apennin„, die ich mir gern genauer angesehen hätte, aber ich fuhr schon in die Nacht hinein. Es war sehr kühl, ich war 35°C und mehr gewöhnt, da konnte ich mich mit den 20°C hier am Abend nicht anfreunden.

Rollertour2013-Tag017-006Die Sonne ging unter bei „Tortona, aber ich fuhr noch etwas weiter.
Langsam wollte ich ein Nachtlager finden, aber da hatte ich die Rechnung ohne die „Po-Ebene“ gemacht. Blöde Reisfelder! Mücken, Frösche, Kröten, Viecher, Gestank und nirgends ein Plätzchen für mich. Mir war klar dass das nun mehrere Stunden Fahrt bedeutet. Ich hasse die Po-Ebene! Eine kurze Hose trug ich und irgendein schwarzes flauschiges Vieh ist auf meinem Knie gelandet. Keine Ahnung was das war, aber mit einem Schlag von mir flog es unfreiwillig davon.
Ich musste tanken, aber da man in Italien die Automaten-Tankstellen nur mit Papiergeld füttern kann und ich keinen 10€-Schein hatte, musste ich mir etwas einfallen lassen. Da ich auch Hunger bekam, suchte ich mir einen kleinen Pizza-Lieferservice und aß dort eine runde Teigscheibe. Schmeckte lecker! Nun hatte ich auch meinen 10€-Schein und konnte den zu leeren Tank füllen.
Mailand“ umfuhr ich großzügig. Das funktionierte mehr mit Intuition, statt Wissen. Keine Sonne zum Navigieren und keine brauchbaren Straßenschilder. Ich brauche unbedingt einen Kompass an meinem Roller!

Die Po-Ebene ging zu meinem Leidwesen direkt in das Tourismusgebiet „Lago Maggiore“ über, so war wieder nichts mit einem schönen Camp. Das Fahren war aber auch kein Problem. Irgendwie machte das bei Nacht Spaß. Es war so schön ruhig.

Rollertour2013-Tag017-008Den Lago Maggiore bei Nacht zu fotografieren machte keinen Sinn, diesen Bonsen-Bunker allerdings schon. Schöne Lichtspiele an einer schönen Fassade.
Kurz hinter dem See ging es hoch zum Simplon-Pass, welchen ich unbedingt einmal fahren wollte. Vorher aber suchte ich mir eine Wiese hinter einem Industriegebiet in „Villadossola“ und kroch um 0230 in meinen Schlafsack, wiederum ohne Zelt.

Zurückgelegte Strecke per Schiff: 803km.
Zurückgelegte Strecke per Roller: 251km.

 

18. Tag: (Die Alpen, der schönste Fleck in Europa)Rollertour2013-Tag018-001Für Tour-Verhältnisse stand ich spät auf um 0900. Der Baum hatte schlaffreudigen Schatten gespendet. Leider war eine Satteltaschenbefestigung abgerissen und ich hatte keine Kabelbinder mehr. Also blieb nur noch der klägliche Rest meines Tüddeldrahtes. Von diesen 10m war auch nicht mehr allzu viel übrig.
Um 1000 fuhr ich los und suchte erst einmal 30 Minuten den Weg in „Domodossola„. Leider musste ich doch auf die Kraftfahrtstraße, was ich schnell hinter mich brachte und schon ging es los den „Simplonpass“ hinauf.

Die Straße ist recht dick und wird auch von LKWs befahren, also sollte man hier etwas aufpassen.

Rollertour2013-Tag018-002Auf Napoleons Spuren…
Dieser baute die Passstraße 1801 und das Simplon-Hospiz.

Rollertour2013-Tag018-003Ich hatte Hunger und wollte seit der „Tour 2011“ endlich einmal wieder auf einem Pass kochen. Das macht richtig Spaß auch wenn es kalt ist und länger dauert.
Ich baute den Hobo als Windschutz auf und erhitzte das Wasser. Ein Brunnen welcher hier zu finden war, spendete das nötige Nass. Es gab die Käsenudeln mit getrockneten Tomaten, welche ich schon in Süditalien machen wollte, aber der 2. Unfall war mir dazwischen gekommen.

Ich muss zugeben schon besser gekocht zu haben, aber es füllte den Magen. Anschließend spülte ich gleich an dem Brunnen und verstaute wieder alles. Zwischendurch kamen immer wieder andere Motorradfahrer, welche sich fast immer für mich interessierten. Die waren schon so perplex einen Fuffi in den Alpen zu finden, dass ich ihnen nicht verriet, wo ich vor ein paar Tagen noch war.
Unterhalb des Parkplatzes war eine Kaserne, welche noch in Betrieb war.
Um 1315 ging es weiter zur nicht mehr fernen Passhöhe.

Rollertour2013-Tag018-004Ich fühlte mich wieder zu Hause und das Fahren machte Spaß! Die Alpen sind einfach mein liebstes Fahrziel und sie wirken so nahe an der Heimat, wenn man aus Griechenland kommt. Wie gesagt, fast wie zu Hause :).

Rollertour2013-Tag018-005Ein „steinerner Zeitzeuge“ wacht über den Simplon.
Diesen Tag wollte ich voll auskosten, so suchte ich mir mehrere Pässe aus, welche ich bisher nicht kannte. Also fuhr ich den Simplon an der Nord-Rampe hinab in die „Schweiz“ in das „Rhonetal„, nahe „Brig„. Hier war ich schon 2011 gewesen, also ging es gleich weiter nach Nord-Osten. Nach einer kleinen Auffahrt muss man sich hier entscheiden ob man über den Grimsel- oder den Furkapass will. Da ich den Grimsel 2011 schon gefahren bin, blieb noch der hohe Furka übrig. Es war wieder sehr sonnig, aber kalt. Die Wolken brachen sich über den Bergkämmen, bevor sie sich auflösten. Ein tolles Naturschauspiel, welches man mit stehenden Bildern alleine, nicht darstellen kann.

Rollertour2013-Tag018-006Blick auf die Südrampe des „Grimsel„…

Rollertour2013-Tag018-007…und die Ostrampe des „Furka„.

Rollertour2013-Tag018-008Die sehr junge Rhone fließt und stürzt hier talwärts. Ich war nahe ihrer Quelle.
Links die Furkastraße, rechts gehts zum Grimselsee und dem Wasserlauf folgend kommt man irgendwann zum „Genfer See“ und später nach Marseille und dem Mittelmeer.

Rollertour2013-Tag018-009Überall blühte es und die Wiesen waren bunt und farbenfroh. Wer kann es mir verdenken, wenn ich bei diesen Bildern ins Schwärmen gerate? Immer wieder zieht es mich zurück in die Alpen, auch wenn ich mir sehr gerne andere Gegenden ansehe.
Der Furkapass hat 2429m und war somit der höchste Punkt meiner Tour.

Hiernach hieß es Abschied nehmen und ich flüchtete aus den hohe, kalten Luftschichten in Tieferliegende. Leider bildete der Furkapass an diesem Tag auch eine Wetterscheide. Die Sonne war den restlichen Tag nicht mehr zu sehen und es wurde noch kälter.
Hinter dem Furka erreichte ich „Andermatt“ und tankte dort. Ich nahm nicht wie 2011 nun den „Oberalppass„, sondern wollte den relativ unbekannten Klausen fahren. Also ging es weiter abwärts hinunter nach Wassen und Altdorf, bevor es nach Osten über den „Klausen“ ging.

Rollertour2013-Tag018-010Freundliches Wetter sieht anders aus. Drückend und schwer hingen die Wolken über mir, als wollten sie mir sagen, ab nach Hause.

Rollertour2013-Tag018-011Ich sammele ja bekanntlich lustige Straßenschilder. Ich finde Humor haben die Schweizer.
Die letzten Schweizer Franken, von der Tour 2012, wurde ich hier in einem Supermarkt los.

Rollertour2013-Tag018-012Der „Walensee„, kurz vor „Vaduz“ und „Liechtenstein“ erwartete mich mit schönen Farben. Die Sonne schaffte es hier teilweise durch die Wolkendecke zu stoßen und zeichnete warme Farben in die sonst so trist-grau verhangene Landschaft.
Ich passierte im Dunkeln Liechtenstein und Österreich und stärkte mich noch in einer Schachtelwirt-Filiale in „Lindau„. Ich war wieder in Deutschland angekommen und hatte fast unbemerkt einen neuen persönlichen Rekord aufgestellt. In Italien war ich gestartet, fuhr über die Schweiz, Liechtenstein, Österreich bis nach Deutschland. Das waren 5 Nationen an einem Tag und das trotzdem sehr entspannt. Dieser Tag hatte Spaß gemacht!
Ich suchte mir eine gemähte Wiese nahe Wangen im Allgäu und schlief schnell um 2330 ein.

Zurückgelegte Strecke: 391km.

 

19. Tag: (Planlos in Deutschland)
Ich stand recht spät um 0830 auf, packte zusammen und saß um 0900 auf dem Roller. Der Tag startete verkorkst und es sollte auch so bleiben. Komische Straßenführungen, keine sinnigen Straßenschilder und keine Landkarten für Deutschland, machten mir das Leben schwerer, wie gedacht. Ich merkte, dass die Navigation in der deutschen hügeligen Landschaft, nicht so einfach ist, wie im Ausland. Straßen die erst nach Norden gingen, endeten damit, dass ich zurück nach Süden fuhr. Straßenschilder schienen in alle Richtungen zu zeigen und der Orientierungssinn war gestört, da man nichts hatte, an dem man sich festhalten konnte.
Vor allem in der „Schwäbischen Alb“ ging es drunter und drüber!
Aber ich will nicht jammern, es ging zwar langsam vorwärts, aber es ging vorwärts.

Rollertour2013-Tag019-001Ostheim“ erreichte ich um 2130 zum Sonnenuntergang und ich beendete diese Tour am 19. Tag nach 5300km.

Zurückgelegte Strecke: 425km.

 

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Abschließend muss ich sagen, dass die Tour gelegentlich anstrengend war und viel schief ging. Mein Roller braucht nun auch eine Komplettüberholung. Dementsprechend war es nicht so entspannend wie sonst, aber ich trauere nichts hinterher! Es war wieder eine Erfahrung, welche es wert war, gemacht zu werden.

Und nach wie vor gilt:Rollertour2013-Tag019-002Not for Sale! Mein treuer Begleiter wird neu aufgebaut und trägt mich bestimmt noch in das ein oder andere Land.
Ich zitiere hier einmal ganz frei Markus mit dem Satz: „Meine Rollerschlüssel musst du schon aus meinen kalten toten Händen zerren!“ und ich stimme ihm voll und ganz zu!
In diesem Sinne hoffe ich ihr hattet Spaß an diesem Tagebuch und wir sehen uns zum Nächsten wieder!

 

Danksagungen:

Björn: Danke für die schöne Tour, es hat Spaß gemacht.
Michael: Auch dir ein Dank für 4 schöne Tage.
Motorrad Pedack Fürth„: Danke für die Hilfe auf alle möglichen Probleme, mein Ansprechpartner für alles Technische und Werkstatt des Vertrauens.
Metallbau Lorenz Schneider Nürnberg„: Danke für die kompetente Hilfe beim Hobo-Grill-Bau.
Markus„: Auch ein Dank an meinen persönlichen Wartungsknecht ;), welcher mir immer hilfreich zur Seite steht.

 

Daten:
Dauer: 19 Tage
Mindestgeschwindigkeit: 12km/h (Wurzenpass)
Höchstgeschwindigkeit: 73km/h (Wurzenpass)
Normalgeschwindigkeit: 58km/h
Strecke: 5300km
Längste Tagesstrecke: 425km
Kürzeste Tagesstrecke: 125km
Durchschnittsstrecke pro Fahrttag: 300km
Durchschnittsstrecke pro Urlaubstag: 280km
Ruhetage: 1 (Plitvice)
Pannentage: 0
Pannen: (4x Bastian, 1x Björn)
Unfälle: (2x Bastian)
Höchster Pass: 2429m (Furkapass)
Höchster befahrener Punkt: 2429m (Furkapass)
Stärkste Steigung: ~18% (Wurzenpass)
Teilweise gefahrene Routen: Jadranska Magistrala, Europastraße 65, Via Valeria
Länder: Deutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Griechenland, Italien, Schweiz, Liechtenstein

 

Kosten:
Maut: 2€ (1x Autostrada)
Fähren: 210€ (3x)
Parken: 0€
Sprit: 209€
Pannen/Defekte: 0€ (Reparaturen nach der Tour ausgenommen)
Campingplätze: 39€ (3 Nächte)
Hotel/Pension: 25€ (1 Nacht)
Duschen: 15€ (Wasserflaschen)
Schwimmbad: 0€
Wäsche waschen: 8€ (2x)
Internetcafes: 13€ (4x)
Essen gehen: 86€ (7x)
Verpflegung: 120€
Eintrittspreise: 33€ (3x)
Postkarten: 3€ (3x)
Kleidung: 15€ (1x)
Kosmetika: 22€ (2x)
Mitbringsel: 20€ (3x)

Gesamtkosten: 820€

 

Höhenprofil:
Rollertour2013-Daten-Hoehenprofil

 

Route:
Rollertour2013-Daten-Route

 

GPX-Datei der Route:

 

 

Spritverbrauch:
Rollertour2013-Daten-Spritverbrauch

 

Grober Temperaturverlauf:Rollertour2013-Daten-Temperaturverlauf

10 Gedanken zu „5. Tagebuch (Abenteuer Südeuropa, 5300km, 19Tage, 50ccm, 2013)“

  1. Danke für den gewohnt tollen Tourenbericht,der ebenso gewohnt wieder sehr schönes Bildmaterial beinhaltet.

    Da bleibt mir wie immer nur zu sagen:

    Hut ab und Respekt vor den Tourern und deren Tourenfahrzeugen.

  2. Da bekommt man Fernweh und Reiselust. Die Bilder von den Unfällen sind heftig. Da hattest Du ja noch Glück im Unglück…Der Bericht ist einfach nur Klasse !!!!

  3. ja.. ich kenn das mit dme Wurzenpass!
    auch die Höhe ist ein Problem, weil die Leistung des kleinem Motors nachlässt!
    Schöne Sache… – Pipi in den Augen- sollte mich die Welt mal.. – dann weiß ich was ich mache!

    Alex

  4. Alex da kann ich dir nur zustimmen .meine frau hat schon angst das ich mir auch mal so eine tour aufhalse aber da ist mir die Familie wichtiger und der Faktor zeit spielt natürlich eine große rolle.aber trotzt allem ein toller bericht der lust auf meeeeeeeeeeeehhhhhhr lesestof fordert.wenn man es so ließt ist es am ende so als wäre man selber gefahren des so ausführlich geschrieben und bebildert ist ,einfach super macht weiter so.und vielleicht wird ja mal ein komplettes buch daraus

  5. Hallo Bastian
    Ich bin beeindruckt vom Durchhaltevermögen bezüglich Fahren und Schreiben! Ich habe Zeile um Zeile gelesen und bin fasziniert. Einige meiner Fotos habe ich wiedererkannt. Danach habe ich mich zurückgelehnt und mir gedacht, es waren Traumreisen. Rückwirkend war es gut, dass wir uns in Albanien getrennt haben, denn so haben wir durch unsere Tagebücher für die Leserinnen und Leser ein unbekanntes Roller-Europa kartographiert… und Mut zum Nachmachen gegeben…
    Vielleich werden nun einige Vorurteile über bestimmte Länder revidiert?
    Michael Nagy aus Ungarn

  6. es fehlen mir die Worte – einfach grossartig, eure Tour. Bericht und Bilder so schön und lebhaft, dass ich in Gedanken mitgefahren bin. Weiterhin alles Gute und viele Grüsse
    Rolli

  7. Hallo,
    wieder einmal ein fantastischer Bericht bzw. gleich 2 unterschiedlich gestaltete über die Tour(en) über den Balkan und retour. Einfach toll. Mit 2 kleinen Kindern wird das für mich wohl erstmal leider nix. Aber in nur 14 Jahren darf der Ältere ja auch schon Roller fahren 🙂
    Vielen Dank für die tollen Berichte über die Tour und auch die neuen Links sind spitze!
    Momo

  8. Herzlichen Glückwunsch… ein toller Aufsatz von einer echten „Abenteuer-Reise“. Super Fotos und eine Bericht, bei dem ich glaubte, dabeigewesen zu sein…

    Freue mich schon auf Deinen nächsten Reisebericht.

    Grüße aus dem Rheinland
    Klaus

  9. Hallo Bastian, hallo Slooowriders!
    Respekt! Bin über einen Hinweis im Kymco- Forum auf eure Seite gestoßen und hab mich gleich festgelesen. Unglaublich eure Tour über den Balkan nach Griechenland mit der Fähre nach Italien und zurück. Und das alles auf einem 50er Roller! Ich selbst fahre einen 125er Roller rein aus Vernunftgründen zur Arbeit (in den Urlaub geht es dann mit einem Wohnmobil) und habe bei diesem schon das Gefühl, dass es manchmal nicht schnell genug geht. Wie angenehm muss da das zwingend entschleunigte Reisen auf einem 50er sein. Wie, wenn nicht bei dieser Geschwindigkeit bekommt man die nötige Ruhe für das Auge rein, um sich auch während Bewegungen noch das ein oder andere am Wegesrand anschauen zu können? Nicht so wie beim Motorrad, Auto oder gar mit einem schweren Wohnmobil, wo man an so manchen schönen Plätzen einfach vorbei fährt und sich noch ärgert, dass man nicht mehr bremsen konnte.
    Respekt und Chapeau dafür für eure Art des Urlaubs, sich selbst eine derartige Beschränkung „aufzuzwingen“, die so gar nicht unserer heutigen Zeit mit Hektik und Zeitdruck entspricht, was sich zwangsweise auch in den Geschwindigkeiten bemerkbar macht.
    Ein großes Lob auch dafür, dass ihr bzw. du dir die Mühe gemacht hast, von diesen Touren dann auch noch zu berichten! Besonders die unerwartet ehrliche (weil menschliche) Berichterstattung hat mir sehr gut gefallen und erlaubt einen subjektiven Eindruck von zuhause aus so, als sei man selber mitgefahren.
    Vielen Dank dafür!

    Gruß
    Björn vom Team transitfrei.de

    P.S. Was ist eigentlich aus den beiden Unfällen geworden? Hast du die Schäden von den Versicherungen eigentlich ersetzt bekommen? UNd wenn ja, haben die Italiener bzw. ihre Vertretung in Deutschland den Schaden ordnungsgemäß beglichen? Oder musstest du am Ende doch noch draufzahlen?

  10. Servus Björn,

    ich danke dir. Ist immer schön Rückmeldung zu bekommen und dann auch noch so eine Positive!
    Die Berichte versuche ich immer sehr nah an der Realität zu halten. Ich bin kein Freund von geschönten oder verfremdeten Tatsachen ;). Das schlägt sich wohl auch hier nieder. Da ich auch andere motivieren will solche Reisen zu fahren, ist eine Beschreibung mit allen Höhen und Tiefen ehrlicher. Auch wenn ich natürlich nicht jede Einzelheit beschreiben kann :).
    Ich habe gerade auf deiner Seite vorbeigeschaut. Die interaktive Karte ist etwas Tolles. So eine brauche ich auch noch irgendwann.
    Werde heute Abend mal ein bisschen stöbern. Es gibt bestimmt gute Ideen zu Reisezielen auf deiner Seite.

    Zu den Unfällen will ich noch nicht zu viel sagen, da das alles noch läuft. Es ist aber leider noch nichts reguliert. Auf die lange Bank schieben, Schäden klein rechnen und dem Antragsteller das Leben möglichst schwer machen, um die Kosten gering zu halten, ist leider nicht die Ausnahme sondern die Regel.
    Ich denke das wird sich noch Monate hinziehen und geht vielleicht nichts ohne Rechtsbeistand. Dass ich genügend bekomme um den Roller vollständig zu reparieren? Daran glaube ich nicht eine Sekunde…
    Die Regulierung des Unfalls letztes Jahr in Spanien ging über die Allianz bedeutend entspannter von statten.

    Gruß Bastian

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