2. Tagebuch (Rhön-Alpen, 2600km, 12Tage, 50ccm, 2011)

Servus,
diesmal war ich mit einem guten Freund unterwegs, quer durch die Alpen. Und wie letztes Mal hoffe ich, dass ich mit diesem Bericht, weitere Menschen zum Fahren von 50ccm Touren motivieren kann.


Planung:
Nach der letzten tollen Tour wollte ich dieses Erlebnis unbedingt wiederholen. Eigentlich sollte es schon 2010 soweit sein, was aber ins Wasser fiel, da ich niemanden fand der mitfuhr und ich nicht glaubte, dass es mir alleine Spaß machen würde. Die Bedenken waren so groß, dass sie gegen meine große Reiselust gewannen und ich daheim blieb.

Also ging es an die Planung für eine Tour 2011. Ich konnte einen guten Freund dazu bringen sich einen Roller zu kaufen und mitzufahren.
Zur Auswahl standen Skandinavien, Alpen, Karpaten und das Riesengebirge. Skandinavien und die Karpaten sind leider für eine Anreise per Roller etwas weit und da wir das Gepäck mehr schlecht als recht am Roller hätten abschließen können, fiel das Riesengebirge auch aus. Ich hatte Angst vor Diebstählen, auch wenn dort die Verpflegungskosten natürlich günstig gewesen wären.
Es blieben nur noch die Alpen übrig. Die Reiseziele waren, Matterhorn, Triftbrücke und das Rhonetal.

Ich lackierte meinen Roller vor der Tour noch mit einer PickUp Ladeflächenbeschichtung gegen Abrieb, und verlängerte die Fußrasten, so dass ich noch etwas bequemer auf dem Roller sitze. Außerdem brauchte ich für mein neues Handy (Motorola Defy) ein neues Ladekabel von der Zigarettenanzünderbuchse im Helmfach, zur Handyhalterung am Lenker. Als Navigationssystem auf dem Handy installierte ich ALK Copilot 9 Europa. Bei diesem kann man für wirklich jeden Straßentyp einstellen, wie bevorzugt dieser benutzt werden soll. Das ist bei 50ccm besonders wichtig, da nicht nur Autobahnen, sondern auch Kraftfahrtstraßen tabu sind. Auch möchte ich nicht auf zu stark befahrenen Bundestraßen fahren, denn wenn man auf diesen unterwegs ist, kann man sich gleich ein Fadenkreuz auf den Rücken malen. Zuletzt installierte ich noch eine Drucklufthupe im Trittbrett, um mir notfalls Gehör zu verschaffen und auf mich aufmerksam machen zu können.

Das nötige Equipment suchte ich mir über Wochen im Internet zusammen. Ein sehr kompaktes Schnellaufbauzelt nach meinen Vorstellungen zu finden war schwierig, ich fand es aber in Form von einem Microfast KT2 Größe 1. Der Mitfahrer benutzte ein Quechua 2 seconds I. Grill, Gaskocher und Töpfe hatte ich noch von der ersten Tour, wie auch Satteltaschen.
Ich kaufte noch eine selbstaufblasbare Therm-a-rest Isomatte mit 6cm Dicke und einen passenden Schlafsack, um den Fehler mit der 2,8cm dicken Matte von der vorherigen Tour nicht zu wiederholen und diesmal genug Schlaf zu bekommen. Für den Komfort nahmen wir jeder noch einen niedrigen Campingstuhl mit auf Reisen. Insgesamt war alles etwas ausführlicher geplant und wir auch besser ausgestattet, als noch auf der letzten Tour.

Ausrüstung:
2 Roller, Yamaha Giggle und Peugeot Tweet.
2 grüne Versicherungkarten für das Ausland.
2 Zelte, Microfast KT2 Größe 1 und Quechua 2 seconds I.
2 Schlafsäcke mit selbstaufblasbaren Isomatten.
Campingkocher, Motorradgrill und sonstiger Kleinkram zum Kochen.
20l Solarduschsack, wurde aber nur als Wasserspeicher benutzt.
4 Satteltaschen und einen Rucksack.
2 niedrige Campingstühle.
2 Reservekanister, 2l und 5l.
2 Warnwesten und Verbandskästen.
DSLR-Kamera Pentax K100Ds mit Pentax 18-55mm und Pentax 55-300mm.
ALK Copilot 9 Naviprogramm auf meinem Motorola Defy.
Zigarettenanzünderbuchse im Helmfach plus Ladekabel fürs Handy am Lenker.
Gängiges Werkzeug für die Variomatik.
Mitgliedschaft beim ACE.
Sonstiger Kram wie Klamotten, Lampe etc… was man alles braucht.

Fahrt 1. Tag:
Losgefahren sind wir um 16Uhr in Ostheim v. d. Rhön, leider mit Verspätung, da ich mich beim Basteln am Roller verschätzt habe. Ein Dank an die Geduld meines Mitfahrers! Allerdings war unser Tagesziel mit Nürnberg nicht zu weit entfernt und somit noch gut erreichbar. Nürnberg liegt zwar nicht direkt auf dem Weg nach Kempten und den Alpen, aber ist eine gute Zwischenstation, da wir so in meiner Wohnung übernachten konnten.
Nach 5 Stunden und 180km sind wir um 21Uhr in meiner Wohnung angekommen. Auf dieser Strecke konnten wir gut unser System beim Packen testen und optimieren, damit auch alles gut saß.
Fotos gibt es von diesem Tag nicht, da es bis zur Abreise doch etwas stressig war und wir nur fahren wollten. Außerdem gibt es auf dieser Strecke nicht wirklich etwas Sehenswertes.

Fahrt 2. Tag:
Wir sind sehr früh gestartet, da wir Kempten möglichst früh erreichen wollten und es mit 270km eine weite Strecke war.

Bei der ersten Pause entstanden diese Fotos und irgendwie markieren sie auch den richtigen Beginn der Tour. Nicht nur, da sie die ersten geschossenen Fotos waren, sondern auch, weil es nun endgültig Richtung Süden ging, fernab der Heimat.
Wie zu sehen waren wir ganz gut bepackt, allerdings keinesfalls störend.
Das Wetter war klasse. Die komplette erste Woche hatten wir um die 28-30°C und puren Sonnenschein. So macht das Fahren Spaß!
Wenn man bedenkt, dass es die erste richtige Sommerwoche und der Sommer vorher nicht wirklich bemerkenswert war, wird einem das Glück, was wir hatten, erst richtig klar.

Wir passierten Neuburg an der Donau, ein sehr schöner Ort, …

… und sahen vor Börwang, in beeindruckendem Panorama, das erste Mal die Allgäuer Alpen.

Nach Kempten war es von hier aus nicht mehr weit und wie kamen gegen 17Uhr bei Freunden an. Diese boten uns Kost und Logis an. 🙂
Der Abend klang freundlich beim Grillen aus.

Fahrt 3. Tag:
Am nächsten Morgen sollte es nach dem Frühstück losgehen. Leider ging es dann doch nicht so problemlos. Wir entdeckten tropfendes Öl am Roller des Mitfahrers. Folglich ging es erst zu einem Vertragshändler von Peugeot. Dieser stellte fest, dass der Überlaufschlauch für das Getriebeöl einen Knick hatte und so der Druckausgleich nicht gegeben war. Wir waren sehr erleichtert, dass es nichts Ernstes war. Nachdem ein neuer Schlauch angebracht war, statteten wir uns noch mit mehreren Kleinigkeiten beim örtlichen Baumarkt aus, welche wir vergessen hatten mitzunehmen.
Inzwischen war es Mittag und wir hatten Kohldampf. Mein Mitfahrer nahm den Mund zu voll und bestellte Currywurst für uns beide, extra scharf. Tja, ihr könnt euch schon denken wie es ausging. Wir erwischten wohl den einzigen Imbissbudenbesitzer weit und breit, dem es ein persönliches Anliegen war, Kunden mit großer Klappe zweimal zu quälen. Einmal gleich und einmal ein paar Stunden später. Ich vertrage schon etwas Schärfe aber 229.000 Scoville waren wohl doch etwas zu viel. Wir aßen, mit hochrotem Kopf und Tränen in den Augen, tapfer auf, verabschiedeten uns von allen anderen, welche sich köstlich amüsiert hatten und schwangen uns wieder in den Sattel. Wen es interessiert, die Soße hieß „Schwarze Witwe“, der Name passt. Jedenfalls war es eine lustige, wenn auch etwas schmerzhafte, Erfahrung. 🙂
Spaß hatten wir trotzdem…

Wir verließen Kempten gegen 12Uhr und steuerten Richtung Süden.

Unser erster und auch steilster Pass! 16% sind kein Pappenstiel, was wir durchaus am Tacho merkten. Mit 15km/h gings teilweise bergan. Zwischendurch riss meine Klemme, welche meine Satteltasche hielt. Da wir aber mit Werkzeug ausgestattet waren, löste sich das Problem in 5 Minuten fast von alleine.

Wir bogen um eine Ecke und sahen Bregenz malerisch vor uns liegen.

Irgendwie gefällt mir dieses Foto, warum weiß ich nicht. Jedenfalls war das unser erster Blick auf den Bodensee.

Da wir bisher noch nicht die Seele baumeln lassen konnten und das Gefühl vorwärts zu kommen überwog, entschieden wir uns für eine Pause direkt am Wasser. Ich nutzte die Zeit um mein neues Teleobjektiv an der Kamera zu testen und die Beine im Bodensee zu entspannen. So langsam kamen wir gefühlsmäßig im Urlaub an.

Weiter gings nach kurzer Zeit, „Go west!“ pfeifend in gleichnamige Richtung, vorbei am Bahnhof St. Gallen.

Es gibt wirklich überall schöne Ecken zu erkunden.

Wir kamen an diesem Abend noch bis kurz vor Zürich und suchten uns am Waldrand, in der Nähe einer Ortschaft, einen Campingplatz. Dort kochte ich noch Schinkennudeln, während mein Mitfahrer unser Lager aufbaute. Wir legten uns mit Einbruch der Dunkelheit schlafen, wobei mein Kamerad Angst hatte beim Wildcampen erwischt zu werden. 🙂
Naja, die Lockerheit kommt mit der Übung und da hatte ich mehr als er. Wer soll sich eine solche Arbeit machen und jemanden deswegen anzeigen. Bisher gab es nie Probleme, sondern immer nur freundliche Reaktionen. Es war eine ruhige Nacht ohne Störung durch einen anzeigewütigen Bürger. 🙂

Fahrt 4. Tag:
Der Morgen startete mit stupidem Packen, nachdem wir die Nacktschnecken-Invasion erfolgreich zurückgeschlagen hatten. Man mag es kaum glauben, aber trotz Schnellaufbauzelten brauchten wir doch 1,5 Stunden, bis alles abgebaut, gespült und wieder auf den Rollern verstaut war. Hektik kann auch niemand gebrauchen auf solch einer Tour.

Bei wiederum schönstem Wetter fuhren wir in die Innenstadt von Zürich. Hier zu sehen, die Börse.

Unser Gepäck verstauten wir in einem großen Schließfach im Bahnhof und fuhren zum Fußballstadion. Leider waren schon alle Karten für das Champions League Spiel gegen den FC Bayern ausverkauft.
Als warnende Mahnung für uns gab es dort einen schlimmen Unfall, bei dem ein Mopedfahrer von einem LKW umgefahren wurde. Die Schwere des Unfalls war erschütternd und ruft in Erinnerung, dass man immer der schwächste Verkehrsteilnehmer ist und besonders aufpassen muss! Wir hoffen das Beste für den Fahrer!

Nach der Pleite mit den Karten fuhren wir zurück in die Innenstadt und zum Zürich See.

Dieses Bild zeigt sehr plastisch unsere Laune, wer entdeckt, was ich meine? ^^

Zürich ist wirklich sehr sehr schön und mit weitem Abstand die sauberste Stadt, in der ich je war. Das die Schweizer Geld haben, sieht man überall und von deren Freundlichkeit und Lockerheit können wir uns gut eins, zwei oder auch drei Scheiben abschneiden!

Nachdem wir die Beine, bei einer Affenhitze, in der Limmat, abgekühlt hatten, sahen wir uns die Sehenswürdigkeiten an, die wir spontan fanden. Übringens gingen hier viele Geschäftsleute in der Mittagspause einfach schwimmen. Die ganze Atmosphäre in dieser Stadt war entspannt und ruhig.

Achja, daheim… oder doch nicht?

Nach einem ausführlichen Mahl beim goldenem „M“, das einzigste Essen was man dort einigermaßen bezahlen kann, brauchten wir noch eine Dusche. Also ab ins Seebad…
Sehr erfrischend war das!

Unser Gepäck holten wir anschließend vom Bahnhof, kauften noch schnell eine Straßenkarte für die Schweiz, da wir den Kartenatlas daheim vergessen hatten und fuhren Richtung Süden auf die Alpen zu. Der erste Plan über Bern zu fahren und dann das Rhonetal zurück, wurde aus 2 Gründen verworfen. Erstens, der schlechte Wechselkurs vom Euro zum Schweizer Franken, aufgrund der Eurokrise. Schade dass die Schweizer den Wechselkurs erst ein paar Wochen später viel niedriger festsetzten. Zweitens, hatten wir keine Lust mehr auf Städte, sondern wollten Natur pur und vor allem Pässe! 😉
Also kürzten wir die Tour in der Schweiz etwas, um so schneller das teure Land wieder verlassen zu können. Leider fiel dadurch auch unser erstes Zwischenziel weg, das schöne Rhonetal, welches ich schon zum kleinen Teil auf der ersten Rollertour gefahren bin.

Es wurde zusehends hügeliger und schöner.

Zug am…… na? Genau, der Zuger See.

Kitsch pur, aber ich mag auch solche Bilder.

Ein sehr lustiges Haus und irgendwie etwas verrückt.

Wir wollten nun langsam einen Zeltplatz finden, allerdings war das in dieser Umgebung nicht einfach. Entweder waren dort Ortschaften, Berge oder Wasser.

Nun wurde es lustig – jedenfalls konnte ich mich gut amüsieren. 🙂
Da wir immernoch keinen Zeltplatz fanden, entschieden wir uns spontan, auf einer alten Umfahrung zu übernachten. Da ein Tunnel durch ein Felsenstück gebaut wurde, ist die Umfahrung besagten Felsstücks inzwischen stillgelegt. Also haben wir die Plane ausgepackt und es uns mit dem Schlafsack darauf bequem gemacht. Die Nachtruhe dauerte etwa eine Stunde. Mein Kumpel bekam nun Todesangst! 🙂
Ohne „schützende“ Zeltwand fühlte er sich nicht wohl. Ich amüsierte mich köstlich und zahlte ihm so seine Sticheleien der letzten Tage zurück. 🙂
Also packten wir unsere Sachen und fuhren eigentlich recht gut gelaunt weiter, an Nachtruhe war ja nun nicht mehr zu denken.

Direkt aus einem Tunnel kommend sahen wir Altdorf am Vierwaldstättersee vor uns. Es ist leider etwas verschwommen, aber es ist nicht immer einfach eine stabile Auflage zu finden und ein Stativ wollte ich aus Platzgründen nicht mitnehmen.

Ich schätze wir fuhren noch eine Stunde und fanden wiederum kein ebenes Fleckchen zum Aufbauen des Zeltes. Aber am Straßenrand gab es einen alten Bauwagen, welcher als Bar im Westernstil umgebaut wurde. Perfekt! Zeltaufbauen war nicht nötig, also gute Nacht, endlich, hoffentlich!

Fahrt 5. Tag:Nachdem wir gut in dem tollen Bauwagen geschlafen hatten, ging das Packen natürlich schnell von statten. Also gleich zurück auf die Piste…

Leider war das ein regelrechter Pannentag, aber trotzdem schön, da ich mich nicht so leicht unterkriegen lasse und auch solche Abenteuer mag. Soetwas gehört irgendwie dazu. 🙂

Ich mag Symmetrie. 🙂

Juhu, endlich ging es richtig bergan! Anfahrt zum Sustenpass.

Aber die Freude blieb nicht lange…
Es klapperte gewaltig in der Variomatik meines Mitfahrers. Metall auf Metall. Als ich das hörte setzten wir den Roller sofort still. Ich war recht ruhig, für alles gibts eine Lösung. Naja bei meinem Freund fliegen aber immer ein paar rosa Schweinchen am Himmel. Man sah sie regelrecht abstürzen. 🙂
Allerdings muss ich zugeben, dass sich das Geräusch schon schlimm anhörte und ich mir auch Sorgen machte.

Leider fehlte mir eine 8er Nuss für die Variomatik. Das hatte ich verbeutelt beim Packen. Da ich einen 3/8″ Antrieb dabei hatte, musste sich mein Mitfahrer bei freundlichen Anwohnern noch zusätzlich die passende 1/4″ Ratsche zu der 8er Nuss ausleihen.

Während er in der nahegelegenen Ortschaft nach Werkzeug suchte, machte ich ein paar Fotos.

Es war klar, dass ich mich um das Problem kümmern musste, da er damit überfordert war. Aufschrauben konnte er aber alleine. 🙂
Ich habe allerdings auch nur sehr begrenztes Wissen über Rollertechnik, dafür Glück.

Das Problem war schnell gefunden!

Hier ist der Übeltäter! Diese Feder ist dazu zuständig den Kickstarter, nach dem „Kicken“, wieder in seine Ausgangsposition zu bringen. Sie löste sich und flog in der Variomatik herum und war schon deutlich deformiert. Ich habe sie entfernt, vergaß aber die Folgen die es hatte, wenn diese nicht mehr ihre Funktion erfüllen kann.
Jedenfalls gings nun erst einmal weiter…

Es ist ein sehr schöner, sehenswerter Pass und der Einzige den ich kenne, der einen Tunnel auf Passhöhe hat.
Es war nun Mittag und wir hatten Hunger.

Wir parkten unsere Roller am See und kochten Nudeln mit Tomaten-Pilz-Soße. Es dauerte, wegen des Sauerstoffmangels, etwas länger bis das Wasser kochte, aber die Aussicht beim Kochen und Essen war grandios.
Merke: Kochen bei 2200 Höhenmetern ist, mit etwas Geduld, gut möglich!

Wir spülten noch unser Geschirr im See, natürlich ohne Spülmittel, und setzten, gut genährt, unseren Weg fort.

Die Abfahrt.

Wir kamen nun zu unserem zweiten Zwischenziel. Ich wollte dort unbedingt hin. Die Triftbrücke. Leider erfüllte sich mein Wunsch nicht. Die Seilbahn, die wir hätten nehmen müssen, kostete über 20€ pro Person und war für den restlichen Nachmittag ausgebucht. Außerdem gab es für die Nacht eine Unwetterwarnung, weshalb sie frühzeitig schloss. Für das Hochwandern war es leider auch schon zu spät. Es war einfach eine ungünstige Zeit, der späte Nachmittag, um dort anzukommen.
Aber so ist das wenn nicht alles minuziös geplant ist. Das wollten wir auch so! Sich einfach gleiten lassen ist ein Luxus auf den ich nicht verzichten möchte, da muss man akzeptieren, dass auch einmal etwas nicht klappt! Da wir nicht bis zum nächsten Tag dort festsitzen wollten, fuhren wir weiter.

Einen kleinen Trost verschaffte mir obige Hängebrücke. Sie ist zwar nicht so überwältigend wie die Triftbrücke, aber trotzdem hatte ich dadurch ein ähnliches Erlebnis. Nebenan wurde die steilste Zahnradbahn der Welt beworben, mit welcher man auch zur Triftbrücke gekommen wäre, aber mit 25€ noch teurer war.

Die Baumgrenze hatten wir schon lange hinter uns gelassen und es ging noch weiter hoch! Der Grimselpass.

Hier oben konnte man eine beeindruckende Mondlandschaft entdecken. Einer der schönsten Pässe der Tour!

Die Abfahrt ins Rhonetal und gegenüber die Auffahrt zum Furkapass. Diesen konnten wir nicht unter die Räder nehmen, da das nächste Zwischenziel, das Matterhorn, in der anderen Richtung lag. Also bogen wir Richtung Rhonetal ein, hier heißt die Rhone noch Rotten.

So, nun musste die Variomatik vom Kumpel nochmals zerlegt werden, weil es immer noch klapperte. Ich hatte auch eine Theorie dazu und konnte ihn einigermaßen beruhigen. Da die Feder jetzt fehlte, um den Kickstarter in seiner Position zu halten, konnte die Rasterscheibe des Kickstarters, gegen die Rasterscheibe der Antriebswelle schlagen. Wir fuhren zu einer Werkstatt und entfernten den Kickstarter vollständig! Meine Therorie stimmte, es war nichts mehr zu hören – das war möglich, da er auch einen Elektrostarter hat. Wir tankten noch schnell auf, da nur noch Tropfen im Tank waren und fuhren weiter.
Apropos tanken. Das war beim Mitfahrer ziemlich aufwändig. Da sein Tankstutzen unter der Sitzbank ist, musste zum Tanken immer das komplette Gepäck entfernt werden. Zusätzlich war nach der Hälfte der Reichweite von 160km schon seine Tankanzeige auf Null. Naja, wir fuhren nach Kilometerstand, so ging es leidlich.
Bei mir ist das praktischer gelöst. Ich muss nur den Rucksack vom Trittbrett nehmen um zu tanken, da mein Tankstutzen im Trittbrett ist. Praktisch war aber sein 5l Benzinkanister. So konnte er den Tank beim Zelten wieder auffüllen und so sparten wir uns oft einen Tankstopp!

Leider ging es nicht viel weiter. Wie sagt man so schön: Das Schicksal ist eine Schlampe und so erwischte es mich, na ratet mal wo? JA genau, in …Diesmal zickte mein Roller. Die Motorwarnleuchte ging kurz vor Brig an! Ich setzte den Roller sofort still. Im Handbuch konnte ich nachlesen das diese Lampe leuchtet, wenn ein elektrischer Stromkreis des Motors gestört ist. Ich vermutete den Akku hinter dem Problem. Ich nahm den Roller vom Freund und fuhr ins nahe gelegene Brig, um einen neuen Akku zu kaufen. Leider hatte der Motorradladen schon zu und der Bosch-Service hatte keinen auf Lager. Mir blieb nichts anderes übrig als zurückzufahren und den ACE zu rufen! Zu allem Überfluss fing es noch das Regnen an. Nach einer peinlichen Stille am Telefon mit der ACE-Frau, nach der Frage wo ich denn mit meiner Panne stände… :), kam der ACE-Servicepartner nach 45 Minuten, schleppte den Roller zum Motorradhändler und besorgte uns ein Hotel für die Nacht. Es tat gut in einem richtigen Bett zu schlafen und zu duschen. Wir waren gegen 22Uhr im Hotel und nutzten die Chance und benutzten noch die Waschmaschine dort. Als diese fertig war, konnten wir uns endlich schlafen legen und den stressigen Abend vergessen.

Fahrt 6. Tag:
Frühs nutzten wir noch das reichliche Frühstücksbuffet, welches im Preis enthalten war. Wir waren mit Abstand die Jüngsten im Speisesaal. 🙂
Ich fuhr anschließend zum Motorradhändler, der gerade öffnete, kaufte einen Akku und baute ihn ein. Kurzes Schlucken vor dem Versuch den Motor zu starten… Er lief wieder ohne Probleme. Puh, nun hörte ich fast den Stein fallen. Der Akku hat mir zwar 110€ gekostet und das Hotelzimmer auch und so schmälerte der Vorfall mein Urlaubsbudget um 220€, aber es ging weiter. Das Geld für das Hotelzimmer bekomme ich auch zurück, wenn ich die Rechnung zum ACE einschicke, wenn ich wieder im guten alten Deutschland bin.
Ich fuhr nun zurück, holte meinen Freund ab. Wir fuhren daraufhin zurück zum Händler und brachten nun beide Roller in die Hoteltiefgarage zum Packen.
Fertig gepackt wollten wir gegen 12Uhr weiterfahren. Leider gab es das nächste Problem. Das Ladegerät für mein Handy ging nicht mehr. Da dieses auch mein Navigationssystem ist, konnten wir darauf nicht verzichten.
In Brig gibt es keinen Elektronikhandel oder wir fanden keinen und so fuhren wir erst einmal weiter. Man kann ja nur vorwärts oder rückwärts fahren. Mehr geht nicht, zwingend durch die umliegenden Berge.
Ein paar Ortschaften weiter konnte ich, in einem Handyladen, ein neues Universalladegerät kaufen. Dieses kostete nochmal 30€. Aber wir hatten keine Wahl. Also war nun ein Schaden von etwa 250€ entstanden.
Nun konnte es aber ohne Zwischenfälle, nach einem Mahl beim goldenem „M“, weitergehen.

Also ab Richtung Zermatt.

Ein wirklich schönes Tal.

So, hier war Schluss. Weiter kamen wir nicht an das Matterhorn heran. Naja, irgendwie müssen die armen Alpenbewohner ihr Geld verdienen. Die fahrende Bahn hätte mit Parkkosten wiederrum über 20€ pro Person gekostet und das Matterhorn sollte wegen Wolkenbildung nicht zu sehen sein. Also sparten wir uns das Ganze. Leider ging so auch das dritte Zwischenziel in die Binsen. Aber das ist nicht so wichtig, nur das Fahren und der Spaß. Unverrichteter Dinge ging es zurück. Wir waren ja sozusagen dort, auch wenn wir es nicht gesehen haben! 🙂

Nun hatten wir kein einziges Zwischenziel wirklich erreicht und auch keines mehr übrig. Entschlossen fuhren wir anschließend Richtung Österreich, da dort der Lebensunterhalt „etwas“ günstiger ist.

Wir besuchten noch ein superschönes entspannendes Thermalbad, mit ziemlich einmaliger Rutsche. Wen das interessiert, das Bad heißt „Thermalbad Brigerbad“. Anschließend passierten wir wiederum Brig und Bitsch mit einem triumpfierenden Lächeln, bis Ulrichen bei der Werkstatt, an der wir den Kickstarter demontiert hatten.
Dort bogen wir Richtung Süden ab, um als Nächstes den Nufenenpass und den Gotthardpass zu bewältigen.

Direkt nach der Anfahrt des Nufenenpasses, kurz vor Sonnenuntergang, entdeckten wir einen schönen Platz zum Campen, mitten in der Natur. Die Chance ließen wir uns nicht entgehen und fuhren mit den Rollern mitten in die Pampa, um unserere Zelte aufzuschlagen. Hier der Ausblick von dort, auf Ulrichen.

Und das Ganze noch einmal bei Nacht. Nachdem wir alles aufgebaut hatten, aßen wir auf einer Bank unser Abendbrot und genossen die Aussicht.

Fahrt 7. Tag:
Einen schöneren Zeltplatz gibt es nicht. Es regnete über Nacht, aber alles ist trocken geblieben.

Das nennt man SpannWEITE.

Endlich oben.
Durch den Wetterumschwung war es nun dort oben empfindlich kalt. Das war der bisher höchste Punkt der Tour und eine unvergleichliche Mondlandschaft.

Das schöne Wetter der ersten Woche war vorbei. Es war bewölkt und mit 20°C im Tal etwa 10°C kälter als vorher. Wir mussten die kurzen Hosen einpacken und die Handschuhe auspacken.

Abfahrt.

Leider mussten wir einen zweiten Unfall auf unserer Fahrt sehen. Bei einer leichten Linkskurve trug es wohl einen Motorradfahrer, mit seiner Frau als Sozia, rechts in die Leitplanke, bergabhängig. Ihm scheint wohl nicht so viel passiert zu sein, aber seine Frau musste mit dem Hubschrauber abtransportiert werden. Es ist und bleibt gefährlich so eine Abfahrt. Man muss sich dessen bewusst sein. Auch mit 50ccm Rollern! Bergab ist man durch die vielen Serpentinen kaum langsamer als Motorräder.

Leider scheint der LKW Fahrer der hinter uns in der Schlange stand, nichts daraus gelernt zu haben, denn dieser überholte uns sehr risikoreich, auf der nachfolgenden Abfahrt. Naja, es ist wie immer, er riskiert ja nicht sein eigenes Leben!

Kaum im Tal ging es wieder hoch, zum Gotthardpass. Natürlich nahmen wir, aus Nostalgie und Sicherheit für uns, die „Alte Passstraße“ und bereuten es nicht! In meinen Augen der zweitschönste Pass auf der Tour. Wo kann man denn noch einen gepflasterten Pass befahren?

Wie an unserer Kleidung zu sehen ist, war es dort oben dann doch recht frisch. 🙂
Bei der Abfahrt gab ich Gas. Es hat richtig Spaß gemacht, auch wenn ich meinen Mitfahrer abgehängt habe. Trotzdem war ich langsamer wie alle anderen, obwohl ich für mich selbst, an meiner Sicherheitsgrenze fuhr.

Nun kamen wir nach Andermatt. Ein sehr schöner Ort. Leider sah ich wegen der schönen Aussicht zu wenig auf mein Navi. Wir fuhren leider verkehrt und verpassten die Auffahrt zum Oberalppass.

Aber es hatte etwas Positives, wir sahen noch schöne Wasserfälle und eine sehr eigenwillig gebaute Brücke. Da haben die doch tatsächlich ein Loch in den gegenüberliegenden Felsen gesprengt und darüber einen Brücke gebaut!

Ich bemerkte leider unseren falschen Weg immer noch nicht, auch weil das Navi gesponnen hat. Erst unten in Wassen fiel es mir auf. Also wurde die Abfahrt gleich darauf wieder zur Auffahrt. Wieder in Andermatt, bogen wir diesmal richtig ab, hoch zum Oberalppass.

Oben entdeckten wir, dass dort der Rhein entspringt!
Der Anfang des Rheintals, nach der Abfahrt, war nicht ganz so sehenswert, also fuhren wir erst einmal nur.

Lauter schöne Ortschaften säumten etwas später unseren Weg. Und überall gibts Trinkwasserbrunnen. Hier besonders schön zum Füße entspannen. Wir waren nicht die einzigen Tourer, die das taten.
Natürlich darf man nicht auf den dicken Straßen im Talgrund fahren. Sonst verpasst man sehr viel Schönes.

Zum Beispiel sowas, …

… oder sowas, mit dem jungen Rhein im Hintergrund.

Bei einem Aussichtspunkt.

Das waren die letzten beiden Fotos des Tages. Das hatte auch einen Grund. Aber zunächst fuhren wir durch Chur, Vaduz in Liechtenstein, bis Buchs in der Schweiz. Dort aßen wir nochmals beim goldenem „M“, um die letzten Schweizer Franken loszuwerden. Hier einigten wir uns, uns zu trennen, da mein Mitfahrer langsam Heimweh bekam und nach Hause wollte. Ich bot ihm noch an, ihn nach Kempten, in bekannte Gefilde, zu bringen, was er gerne annahm. Ich schätze, so ein Urlaub war einfach nichts für ihn. Wir fuhren pausenlos, um noch rechtszeitig an diesem Tag in Kempten anzukommen, um nochmals bei meinen Freunden unterzukommen. Das schafften wir auch und besuchten noch das Kino, bevor wir uns schlafen legten.
An diesem Tag sind wir etwa 350km gefahren. Aber ohne Stress. Ich habe mich gewundert als ich Abends auf den Tacho schaute.

Fahrt 8. Tag:
Früh am Morgen brach mein Freund nach dem Frühstück auf. Mitten im strömenden Regen ging es für ihn zurück in die Heimat. 380km fast nonstop, erzählte er später. Es war gut so! 10km vor seinem Ziel riss nämlich sein Antriebsriemen und er hatte, im Gegensatz zu mir, keinen Ersatz dabei. Seine übliche Werkstatt war nur 5km entfernt. Glück gehabt.
Ich blieb bis nachmittags um 16Uhr bei meinen Freunden und startete erst dann. So lange hatte es geregnet!

Die Luft war nach diesem Regen das erste Mal richtig klar! Kein schwüler Dunst lag mehr in der Luft. Ich fuhr Richtung Innsbruck.

Kam an Wach-Sträußen vorbei. Solche Viecher hab ich noch nicht erlebt. Die haben wirklich den Garten und das Grundstück bewacht!

Die letzten Sonnenstrahlen zauberten schöne Farben auf die, jetzt schneebedeckten, Gipfel. Schnee im August!

Anfahrt zum Fernpass.

Endlich wieder in den Alpen. Aber man war das kalt!

Ich fand, auf einer abgelegenen Wiese, einen Zeltplatz unter einer Hochspannungsleitung. Diese summte die ganze Nacht. Es war so kalt, das mein 10°C Schlafsack lange nicht mehr ausreichte. Ich fror, schätze auf Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Fahrt 9. Tag:
Mir kam kurzfristig der Gedanke umzukehren. Aber laut Wetterbericht sollte es wieder sonnig um 20°C werden die nächsten Tage. Also Zähne zusammenbeißen und weiter!

Auf dem Weg nach Innsbruck. Die wolkenverhangenen Berge sahen klasse aus.

Ein Schnappschuss mit meinem neuen Tele am Innsbrucker Flughafen.

Ich kaufte am Bahnhof noch schnell eine Karte für Österreich, tankte voll und entschied mich spontan, weiter nach Süden zu fahren. Südtirol reizte mich.

Letzter Blick auf Innsbruck.

Richtung Brenner.

Von diesem gibt es kein Bild. Jeder kennt ihn, und besonders schön ist er nun wirklich nicht. Ich fuhr bis Freienfeld und machte dort in voller Sonne eine ausgiebige Pause. Langersehntes gutes Wetter versüßte mir die Rast. Es wurde auch langsam wärmer. Endlich spürte ich meine Hände und Füße wieder. Ich studierte meine neu erworbene Karte ausgiebig. Und entschied, nach langem Zaudern, nicht die Großglocknerstraße Richtung Osten zu nehmen und somit weiter weg zu fahren, sondern Richtung Westen. Ich wollte einen der höchsten Punkte der Alpen unter die Räder nehmen. Das Stilfser Joch!

Aber zunächst musste ich erst einmal den Jaufenpass überqueren. Die Anfahrt lag leider im Schatten und es war wieder kalt. Zu allem Überfluss ging hier ein Radrennen hoch. Die armen Schweine! Naja gut, sie tun sich das ja freiwillig an. Ich zog langsam an Ihnen vorbei Richtung Passhöhe und hatte Glück. Das waren die letzten Nachzügler des Rennens und ich kam direkt oben an, nachdem die Sperrung aufgehoben war. Bei der entstandenen Autoschlange, an welcher ich wie beim Brenner einfach vorbeizog, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. 🙂
ICH war mal schneller! 🙂

Die Abfahrt war gefährlich. Die haben schlecht geteert und in der Mitte der Fahrbahn tat sich ein Schlund auf. Wehe dem Zweiradfahrer, der dahinein gerät! Irrsinn hier ein Rennen zu veranstalten. Zudem haben die ganzen Radfahrer dort ihre Handschuhe, Trinkflaschen und sonstigen Müll mitten auf der Straße entsorgt. Ich hielt mehrfach an, nicht immer ohne Risiko, um lebensgefährliche Hindernisse zu entfernen.
Ich fuhr durch Meran, vorbei an Obstplantagen, die sich die Hänge hochrankten, bis Schlanders. Dort entschied ich mich, das erste Mal auf der Tour essen zu gehen. Hier in Italien konnte ich es ja bezahlen. Ich setzte mich in ein Sportheim, aß eine sehr leckere Pizza und bemerkte bei einem Bier, das hier ja 0 Promille gilt. Sowas leichtsinniges! Nunja, das Ganze dauerte länger wie geplant und als ich die Wirtschaft verließ, war es nahezu dunkel. Mit dem Bier intus hätte ich aber auch sowieso nicht mehr weit fahren wollen.
Als ich einen vermeintlich geeigneten Zeltplatz auf einer Wiese fand, schlug ich schnell mein Zelt auf. Es war inzwischen 21Uhr. Es war schon dunkel. Gegen 22Uhr war ich fertig und putzte mir die Zähne, als ES passierte. PF, PF, PF… Ich konnte nicht lange überlegen, was das sei und schon bekam ich einen Schwall Wasser ab. Wieso werden Wiesen mit Wasser gesprengt? Die Obstplantagen ja, ok. Aber Wiesen? Sogar den Wald haben die gesprengt. Naja dieses Geheimnis werde ich wohl nie erfahren. Halb nass sprang ich, wie von der Tarantel gestochen, ins Zelt und verkroch mich.

Fahrt 10. Tag:
Ich wurde 8 Stunden, bis zum nächsten Morgen um 6Uhr besprengt! Aber nicht mit handelsüblichen Sprengern! Nein… das wäre meiner ja nicht würdig gewesen. Mit den Dingern hätte man fast wasserstrahlschneiden können. Zu allem Überfluss war mein Camp auch noch genau im Belieferungsgebiet von zwei Sprengern! Mein Zelt hielt dem ganzen Beschuss mehr schlecht als recht stand. Gegen Morgen hatte ich eine große Pfütze bei den Füßen. Gut dass ich meine Kamera bei meinem Kopf hatte. Alles was im Zelt war, war nass oder klamm. Die Satteltaschen hielten gut stand und nur die eine hatte ein klein wenig Feuchtigkeit durchgelassen. Beeindruckend, bei diesem Beschuss.
Um 6Uhr morgens, zog ich gerade meine Schuhe an, um einen Terroranschlag auf die zwei Selbstschussanlagen auszuführen, als plötzlich das Dauerfeuer endete. Juhu, der Krieg war gewonnen! Der Bauer kam und stellte das Wasser ab. 🙂
Er lächelte mir süffisant zu als er fragte: „Na, gut geschlafen?“. Mir blieb nichts übrig als zu erwidern: „Ja, nur ein wenig feucht!“ Er zog von dannen und ich konnte mich an den Zeltabbau machen.

Spaß hat das Ganze natürlich nicht gemacht. Ich brauchte 2 Stunden, bis ich zitternd alles halbwegs verstaut hatte. Merke: Andere Länder andere Sitten. Merke auch: Jede Wiese nach Selbstschussanlagen kontrollieren!

Ich startete gegen 8Uhr, leider nicht lange in der Morgensonne, sondern ziemlich bald im Schatten des Tales.

Plötzlich war ich wieder in der Schweiz. Ich kaufte Frühstück.
Anfahrt zum Umbrailpass. Alles im Schatten. Dass ich mit nassen Schuhen fror, brauche ich wohl nicht erklären. Ich habe zwar nicht so gefroren wie auf der ersten Tour, bei der San Bernardino Pass Überquerung, aber es war trotzdem deutlich über der Schmerzgrenze. Meine Gelenke schmerzten vor Kälte. So kann man sich auch Rheuma holen.

Es wurde sehr urig. Kein Auto begegnete mir. Nur ein paar Radfahrer. Kaum zu verwundern bei einer Schotterpiste. Das war auch der Grund warum ich 2 Großfamilien von Murmeltieren sah. Ich konnte nicht umhin, Fotos zu schießen.

Trotz der Kälte, ich war immernoch im Schatten, legte ich mich auf die Lauer, aß Frühstück und schoss zitternd Fotos von den Murmlern. Es sind ein paar wirklich gut geworden. Diese weitere halbe Stunde frieren hat sich gelohnt, finde ich.

Dieses Motiv gefiel mir, da bekommt man gleich Lust auf einen Veterano Osborne, oder nicht? 🙂
Ab hier hatte ich auch endlich das Glück wieder in der Sonne fahren zu können. Das war bedeutend angenehmer.

Und der Mann im Mond sagte zu mir, „Willkommen zurück“!

Mein bislang höchster Punkt der Tour! Aber es ging noch mehr. Der Umbrail Pass und das Stilfser Joch hängen zusammen! Und dort wollte ich ja hoch! Hinter diesem Schild ging es rund 50 Höhenmeter bergab, bis man sich entscheiden kann ins Tal abzufahren oder weiter hoch. Na was wählte ich wohl? Klar, weiter hoch! 🙂 (Obwohl es kalt war)

Blick hoch zum Stilfser Joch. Inzwischen kann ich den Namen, nach dem etwa 100sten Versuch, fehlerfrei aussprechen. 🙂

Ja, früher als es Steine regnete und die Leitplanken noch aus Holz waren, ja da war alles besser!
Oder doch nicht?

Ich hatte es geschafft! Ich war auf 2760 Höhenmetern und einem der höchsten befahrbaren Punkte der Alpen. Ich sah aber einen höherliegenden Aussichtspunkt bei einem Restaurant. Ich weiß nicht ob ich da hochfahren durfte. Ich habs einfach gemacht…

Juhu, neuer Rekord! 2833 Höhenmeter. Wenn das nicht hoch ist! Jedenfalls wenn man der Anzeige trauen darf.

Hier die Abfahrt des Stilfser Jochs Richtung Osten. Soetwas krasses ist einmalig! Mit Abstand der schönste Pass auf dem ich je war! Diese Straße ging in diesem Stil noch weiter. Merke: Ich brauche mehr Weitwinkel!

Ich blieb ganze 2 Stunden dort in der Sonne, wärmte mich auf, unterhielt mich mit anderen, schoss Fotos…

Es war das Erste mal das ich angesprochen wurde. Wenn man alleine oder mit einer Frau unterwegs ist, passiert das öfters und man kommt ins Gespräch. Bei zwei Männern macht das keiner. Ein wenig Unterhaltung tat mir auch gut, ich war ja nun schon ein paar Tage alleine unterwegs.

Ein Selbstauslöser ist schon etwas Schönes.
Hier ist der Beweis meiner Anwesenheit! Durch die Sonne war es inzwischen so warm, dass ich die Jacke ausziehen konnte. Meine Schuhe waren fast trocken! Ich zog trockene Socken an und machte mich wieder auf.

Rückweg vom Aussichtspunkt.

Ich fuhr zurück, passierte nochmal die Abzweigung zum Umbrailpass, den ich hochkam und fuhr weiter Richtung Westen ins Tal. Die Abfahrt hier ist fast so beeindruckend wie die andere Seite des Passes!

Mein nächstes Ziel bestimmte ich per Karte. Ich wollte mir Livigno ansehen.

Dazu musste ich aber erst mal hier rüber. Kein beeindruckender Pass, ich bin schließlich nicht so viele Höhenmeter vom Stilfser Joch abgefahren.

Ich glaube, in einem Kaff, welches bei über 2000 Höhenmetern liegt, gibt es eine inoffizielle Allradpflicht.

Das nächste Pässchen.

Bei der nachfolgenden Abfahrt nach Livigno, sah ich eine schöne Downhillstrecke. Wieder ein Grund mein Tele auszupacken. 🙂

Livigno. Sehr malerisch liegt es zwischen den Bergen. Alles ist voller Touristenfallen und irgendwie hat alles nach Pferd gerochen. Vielleicht gabs hier ein Rodeo oder Ähnliches.

Largo di Livigno, mit anschließendem Staudamm. Was ich nicht wusste ist, dass dies hier eine Mautstrecke ist. Ich habe 9€ bezahlt wenn ich mich recht erinnere. Ich fuhr also über den Damm, um danach von einer Ampel gestoppt zu werden. Meine Annahme, dass es nun ab hier wieder bergauf geht über einen Pass, war falsch. Hier ging es in einen alten, einspurigen, schmalen, kalten und dunklen Tunnel. Mein Drucklufthorn hier drinnen abzufeuern hat Spaß gemacht. 🙂
Den anderen Verkehrsteilnehmern auch? ^^

Ich fuhr nun das Inntal entlang Richtung Landeck.

Natürlich wieder am Berg, statt im langweiligen Tal. So hat man einfach die schönere Aussicht und die schöneren Fleckchen auf der Route. Hier muss ich noch anmerken, dass sich das Navigationsystem mit meinen persönlichen Einstellungen bewährt hat! Kann das jedem nur empfehlen.

Aus Spaß fuhr ich nach Ladis und der Burg Laudegg in eine Sackgasse. Aber warum auch nicht. Es trieb mich nichts. Auf der Hochfahrt ist dieses Foto entstanden.

Und dieses…

Oben am Weiher drehte ich um.

Die Burg Laudegg.

Ich fuhr runter, kaufte in Pfunds Grillfleisch ein. Ich musste, meine noch feuchten Sachen, von dem Beschuss der Nacht trocknen. Da ich nicht nachmittags irgendwo mein Wildcamp aufschlagen wollte und ich aber auch noch Sonne brauchte, blieb nur eine Lösung. Campingplatz.
Ich fand in Prutz auch einen und hing meine Sachen in der Abendsonne zum Trocknen auf. Klamotten, Schlafsack, Isomatte, Zelt. Alles wurde trocken. Währendessen unterhielt ich mich mit einem Pärchen aus den Niederlanden. Sehr freundlich und ich konnte mein holpriges Englisch pflegen. Ich bekam sogar ein Bier spendiert. Daraufhin gönnte ich mir eine warme Dusche und machte dann das erste Mal den Grill an. Ich packte alles, inzwischen getrocknet, wieder ein und war „schlaffertig“. So konnte ich mich nun den restlichen Abend entspannen. Mein Kokosbrikett funktionierte, aber sehr langsam… Merke: Mindestens zwei benutzen!
Während ich mit meinem Grill haderte, kamen zwei Motorradfahrer an, welche ihr Zelt neben mir aufschlugen.

Wir freundeten uns schnell an und setzten uns den restlichen Abend zusammen. Nachdem mir weitere vier Bier ausgegeben wurden und wir auch Essen tauschen, wurde es ein sehr schöner Abend. Der Schönste der Tour! Ich glaube auf der nächsten Tour besuche ich öfters den Campingplatz. Ist spaßig und mit dem Biker-Angebot von 12€ auch bezahlbar.

Ich entschied mich langsam Richtung Heimat zu fahren. Alleine zu fahren hat auch etwas, aber ist mir auf Dauer doch etwas langweilig und einsam. Ich brauche etwas Gesellschaft.
Die Beiden haben mir noch das Hahntennjoch empfohlen für die Rückfahrt.

Fahrt 11. Tag:
Mein Ziel für den Tag war wiederum Kempten. Also fuhr ich durch Landeck, nach Imst. Dort gings dann ab zum Hahntennjoch.

Es wurde nicht zu viel versprochen, ein schöner Pass und wenig befahren.

Oben!

Kurz danach noch ein „Höhepunkt“.

Manchmal muss man kreativ sein, wenn einem das „Land“ ausgeht.

Beim Tanken.

Manchmal übertreibt es mein Navi mit der Einstellung „Nebenstraßen bevorzugen“! Ich habe drei mal nachgesehen ob dieser Waldweg wirklich für den Verkehr freigegeben ist. Aber er ists!

Ich schaffte es noch an dem Abend bis nach Kempten und übernachtete ein weiteres Mal bei meinen Freunden.

Fahrt 12. Tag:
Ich startete früh. Ich wollte heute bis Heim kommen und das sind von Kempten aus knappe 400km ohne Autobahn.
Nach einiger Zeit unterwegs wollte ich tanken, also brauchte ich Geld. Ich musste feststellen, dass ich keines bekam. Ein langer Anruf bei meiner Bank schaffte Klarheit.
Ich tankte mehrmals im Ausland per Karte, weil die Kasse nicht mehr geöffnet hatte. Für jeden Tankvorgang werden virtuell, nicht sichtbar auf dem Konto, 130€ Kaution abgebucht! Solange bis die Endabrechnung da ist und das kann schon eine Woche dauern. Eine Endabrechnung war schon da, andere nicht. Somit war sehr viel Geld auf meinem Konto reserviert und konnten nicht freigegeben werden. Zusammen mit den 250€ Repararturkosten meines Rollers war das etwas zu viel für mein Konto.
Naja, nachdem sich der Bankmitarbeiter querstellte mir auch nur 10€ für Sprit freizugeben, weiß ich auch was ich von dieser Bank zu halten habe. Also frühstückte ich meinen letzten Apfel, von den Südtiroler Obstplantagen. Nach zwei Bissen fiel er mir vor Ärger aus der Hand, in den Dreck. Naja, das passte alles. Ich füllte meine 2l österreichisches Benzin aus meinem Kanister in den Tank und fuhr soweit es ging. Ich kam noch bis in die Nähe von Heidenheim an der Brenz.
Dort tankte ich meine letzten 4,53€, bei einer freien Tankstelle, in den Roller. Daraufhin fragte mich die Kassiererin, warum ich denn so lange gebraucht hatte. Ich erzählte ihr mein Dilemma und dass ich erst mein Geld zählen musste, bevor ich tanken konnte.
Sie gab mir einfach 5€. Ich war baff. Ich musste ihr noch versprechen, dass ich das Geld nur fürs Tanken benutzen würde. Ich meinte drauf: „Wenn ich es für was anderes benutze komme ich nicht mehr Heim!“. Ich bedankte mich mehrfach bei der freundlichen Frau und verließ erleichtert die Tankstelle. Neben Geiz ist geil, gibt es anscheinend noch andere, weitaus sozialere Lebenseinstellungen. Danke dafür!

Nachtrag:
2015 fand ich per Zufall diese Tankstelle wieder. Natürlich zahlte ich meine Schulden mit Zinsen zurück. Leider war die nette Dame nicht anwesend, aber mir wurde versprochen, dass ihr mein Dank ausgerichtet wird. Diese tolle Tankstelle findet man in der Kapellenstraße 4 in Unterschneidheim.

In Geiselwind war der Tank und mein Geld entgültig leer. Ich benutzte nun die 5€ um fast vollzutanken.
Ich kam kurz vor der Dunkelheit, gegen 20Uhr und nach 390 gefahrenen Kilometern, mit weniger als einem Liter im Tank, erschöpft in der Heimat an, mit zwei Bissen Apfel im Magen.

Es gab wieder sehr viel Abenteuer, Spaß, Ärger. Es war alles dabei und abschließend möchte ich sagen: So eine Tour, egal was passiert, ist immer eine…Wer entdeckt den Gag?

Fortsetzung folgt… hoffe ich jedenfalls. Mal sehen ob sich ein Mitfahrer findet für nächstes Jahr!

Daten:
Geschwindigkeit: 15-49km/h (Berge/Ebene)
Strecke: 2600km
Längste Tagesstrecke: 390km
Kürzeste Tagesstrecke: 100km
Durchschnittsleistung pro Tag: 220km
Dauer: 12 Tage
Höchster Pass: 2760m
Stärkste Steigung: ~16%
Länder: Deutschland, Schweiz, Italien, Liechtenstein, Österreich.

Höhenprofil:

Route:

GPX-Dateien der Route:

Route

Track

Wegpunktliste

Grober Temperaturverlauf:

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